22. Sonntag im Jahreskreis 2025
22. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C: Hebr 12,18-19.22-24a) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Es passiert mir immer wieder, dass fromme, ganz katholische Menschen Zweifel an der Lehre der Kirche äußern. Nicht verlegen oder besorgt, sondern irgendwie empört. „Ich lasse mir doch keinen Glauben vorschreiben! Das mit der Aufnahme Marias in den Himmel kann nicht sein! Wie soll der Körper in den Himmel kommen?! Die Seele, ja, aber nicht der Körper!“ Nun, wie das zugehen soll, das weiß ich auch nicht. Auch das Dogma sagt dazu nichts. Aber die Kirche glaubt und lehrt und bekennt und verteidigt zu allen Zeiten: Der Mensch, das ist Seele und Leib. Ohne Körper, ohne irgendeine Form von Körperlichkeit ist der Mensch kein Mensch. Die Seele ist ein Teil des Menschen, der Körper ist der andere Teil. Deswegen werden wir mit Körper und Seele im Himmel sein, als echte Menschen, so wie es die Gottesmutter jetzt schon ist. Für mich klingt das schlüssig, ich kann der Kirche vertrauen. Eine alte Dame, die ich regelmäßig im Altenheim besuchte, eine treue Katholikin auch sie, kam immer wieder auf einen anderen Einwand zu sprechen, der den Himmel betrifft. „Es gab und gibt so viele Menschen auf der Erde: Wie sollen die alle Platz im Himmel haben? An ein Leben im Himmel glaube ich nicht!“, sagte sie. Hallo? Ist der Himmel ein Land wie die Schweiz, nur halt ganz woanders? Ist der Himmel eine Gegend, ein Ort, ein Raum? Nein! Der Himmel ist ein Zustand. Eine Art zu sein. Ein Kind Gottes zu sein, das ist der Himmel. In Gott zu sein, der unendlich ist, über Raum und Zeit, das ist der Himmel. Problem gelöst. Zur Not hätte auch das Weltall gereicht… Der Glaube an sich mag schwierig sein, die Nachfolge Jesu ist sicher nicht leicht, in den einzelnen Glaubensfragen aber scheint mir das meiste bewundernswert klar und schlüssig. Die Kirche ist heilig, weil Christus in ihr ist. Nie hat jemand behauptet, die Priester und Nonnen seien heilig. Der Papst ist unfehlbar nur dann, wenn er eine Glaubensfrage feierlich entscheidet. In diesem einen Moment leitet ihn der Heilige Geist unfehlbar. Doch immer, wenn ich eine Glaubensfrage zu klären suche, spüre ich, dass der Widerstand nicht wirklich geht. Das Argument hilft nicht. Die Menschen hocken auf ihrem Zweifel und wollen ihn nicht hergeben. Vielleicht erkläre ich schlecht. Auch heute muss ich Ihnen etwas erklären. Das ist mein Job! Damit Sie verstehen. In der Lesung aus dem Hebräerbrief heißt es: „Ihr seid nicht zu einem sichtbaren, lodernden Feuer hinzugetreten, zu dunklen Wolken, zu Finsternis und Sturmwind…“, Sie erinnern sich. Gemeint ist das Geschehen am Berg Sinai, als Gott den Israeliten das Gesetz verkündete. Es geht da um den Bund zwischen Gott und den Juden. Dem alten Bund stellt der Hebräerbrief den neuen Bund gegenüber: „Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hinzugetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung… zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes.“ Er spricht von der Kirche im Himmel. Sie haben allerlei Probleme mit der Kirche. Weil Sie denken, Kirche, das sei Kirchenverwaltung, Pfarrer, Pfarramt, Bischof, Papst, Missbrauch, frauenfeindlich usw. Ist es nicht. Das alles sind bestenfalls Elemente der Kirche, zweitrangig. Im Himmel wird es keine Kirchenverwaltung mehr geben. In Wahrheit ist dies die Kirche: die „Stadt des lebendigen Gottes“, das „himmlische Jerusalem“, eine, „festlichen Versammlung“ von Frauen und Männern, von Menschen aller Art, die dieses eine gemeinsam haben: Gott. Die zusammengehalten werden und zum Vater geführt werden durch Jesus Christus. Was ist so schwierig daran, Kirche einmal so zu verstehen? Was ist so schwer daran, den Himmel so zu verstehen: nicht eine geschlossene, uniforme Gesellschaft, sondern eine weite, vielfältige Gemeinschaft – ähnlich eben wie eine große prächtige Stadt. Der Himmel nicht eine erhabene Einsamkeit, sondern eine festliche Versammlung. Also auch keine Langeweile! Wer, zur Hölle, kam auf die Idee, der Himmel sei langweilig?? Das Folgende haben Sie schon oft gehört. Überhört! „Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln… und all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.“ So heißt es in der Messe vor dem Sanctus-Lied. Wir und die Engel: Das ist schon da. Real. Die Kirche ist – katholische Lehre – hier auf dieser Welt, diese Pfarrgemeinde z. B. Die Kirche ist aber auch im Fegfeuer, wo die Verstorbenen für den Himmel vorbereitet werden. Und die Kirche ist im Himmel, vor „den Engeln und Erzengeln“. In jeder Messe ist diese ganze Kirche unsichtbar gegenwärtig. Wir hier, die Armen Seelen in der Läuterung, die Heiligen im Himmel. Unsichtbar, aber echt. Wo ist das Problem? Die Liebe ist auch unsichtbar und trotzdem gibt es sie. Die Bibel gibt keine Beschreibung wie von einer Expertenkommission, keine Statistik, keine Analyse. Die Heilige Schrift schaut. Wie ein Dichter schaut, wie Sie an manchen Tagen den Fluss schauen. Da geht es nicht um das Wasserwirtschaftsamt. Da geht es um den Fluss, der Leben bringt, der die Geschichte trägt, der durch die Zeit fließt. Die Visionen der Bibel oder der nüchterne Bericht einer Akte: Beide sind verschiedene Arten, die eine Wirklichkeit zu erfassen. Die Lesung zeigt uns die Kirche, wie wir sie im Alltag eben nicht sehen. Ist das nicht wundervoll? Es wäre doch schade, wenn die Kirche nicht viel, viel mehr wäre als der Pfarrer Wolpert, die Damen vom Synodalen Weg und ich. Es geht also darum, den Blick zu weiten. Seien Sie ruhig zweifelnd, aber nicht bockig. Denken Sie, wie Sie auf die Ungläubigen in Trennfeld wirken würden, wenn Sie die wären mit einem weiten Blick? FÜRBITTEN „Den Demütigen offenbart er seine Geheimnisse“, heißt es in der ersten Lesung. Wie wir die Demut leben können: Heiliger Geist, gib uns Demut. – Stille und Ruf. Gott zeigt sich, aber nicht der ganzen Welt, sondern nur den Gläubigen. Heiliger Geist, lehre uns, die Kirche besser zu verstehen und sie zu lieben. Im Evangelium lehrt uns Jesus, nicht zu rechnen, sondern großzügig zu sein. Wir beten für die Kinder in Trennfeld. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt am 31. August 2025 in Trennfeld
Vater, hilf uns, Dich zu finden.
Heiliger Geist, mache die Menschen unserer Pfarrei großzügig.
Für unsere Kranken
Für die Bekehrung der Ungläubigen
Für die Politiker
Für unsere Toten