Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest der Verklärung des Herrn

05/08/2025 


Die Predigt zum Anhören

Fest der Verklärung des Herrn
Predigt am Vorabend in Trennfeld, St.-Georg am 05. August 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie haben etwas zu tun, Sie gehen neben einem her, kommen irgendwo an, der Tag ist wie alle Tage – und plötzlich ist alles anders.

Sie meinen, die Welt zu kennen, Sie sind ja kein Kind mehr, und plötzlich ist diese Welt ganz neu und fremd. Den drei Männern – Peter, Hans und Jakob, so hießen sie – denen begegnet, was ihnen nie zuvor begegnet ist. Sie hatten gedacht: „Wir kennen Jesus.“ Plötzlich ist dieser Jesus ganz anders.

Ihnen ist klar, was dort oben am Berg geschieht? Ein vertrautes Gesicht verändert sich, „während er betete“. – Vielleicht ahnen Sie hier etwas von der Gewalt des Gebetes. Es verändert, bis ins Körperliche hinein. Wissen Sie, dass das Beten eine Arbeit ist, die man durchhalten muss?

Dann erscheinen plötzlich andere: die Großen Zeugen, Mose für das Gesetz, Elias für die Propheten.

Dann die Rede vom Ende, also vom Sterben.

Dann das Erwachen aus dem Schlaf. Die neue Realität vor ihren Augen ist ein Schock. Die drei Männer wollen etwas tun, irgendwas. Lieber handeln, als verstehen, lieber drei warme Hütten als ein neuer Aufbruch.

Dann der Schatten einer Wolke und eine Stimme. Die Stimme Gottes! Sie können Gott hören.

Etwas Neues, Fremdes tritt ins Leben: Die meisten mögen das nicht. Die Leute fürchten das Fremde. Sie sind gestresst, schauen weg, verdrängen. Sie machen sich das Neue so schnell wie möglich altvertraut. Sie machen das Große klein, dann ist es nicht mehr gefährlich.

Deswegen machen viele Christen Gott so klein wie möglich; sie behaupten, man könne Gott kennen, ihm auf Augenhöhe begegnen. Sie sagen, Jesus sei „ein Freund“ und meinen in Wahrheit: eine Art Nachbar. Ich denke, wahre Liebe macht den anderen nicht klein, auch nicht überschaubar, vielleicht nicht einmal vertraut. Liebe staunt. Wo wird in der deutschen Kirche heute über Gott gestaunt? Die Leute reden von Ihm, als wüssten sie alles.

Die Alten wussten noch, dass Gott groß ist und fremd und Jesus kein Kollege. Sie wussten noch, was die drei Männer vom Berg wussten. Die Apostel gingen verstört wieder hinunter ins Tal. Was sie dort oben erlebt hatten, verschlug ihnen die Sprache. „Die Jünger aber schwiegen über das, was sie gesehen hatten.“ Es gibt Dinge, die kann man keinem erzählen, nicht jetzt, nicht hier.

Wann hat Sie der Glaube oder das Evangelium oder ein Gebet oder ein Heiliger zum letzten Mal verstört? Wo in Ihrem Leben gibt es die Ratlosigkeit, das Schweigen und das Staunen, wo in Ihrem Leben gibt es den heiligen Schrecken, das also, was die drei Männer dort oben erfuhren? Manche empfinden heiligen Schrecken, wenn sie eine große Symphonie hören oder vor einer Kathedrale stehen. Es sind wenige.

Jesus mutet uns etwas zu. Warum verdrängen die Katholiken das? Warum muss der Glaube bei den Gläubigen vor allem für Sicherheit und Geborgenheit stehen?

Dieses Fest ist zuerst wie ein Scheinwerfer, der dir direkt ins Gesicht leuchtet: Du bist geblendet, du siehst nur noch Licht, du siehst gar nichts mehr. Und dann, nach einem ersten Schrecken, siehst du Dinge, die nicht passen. Da war einer, nun sind da drei… Du bist ratlos und willst etwas tun, dir fällt aber nur Schmarren ein. Hütten bauen. Was einen irritiert, das macht man klein, das verdrängt man. Man flieht. Lernen Sie auszuhalten!

Die Leute fliehen vor der Wahrheit, immer wieder, ihr Leben lang. Keiner will die Stimme aus der Wolke hören. Dennoch spricht sie: die Wahrheit über Jesus. Dort am Berg läuft alles auf diese Offenbarung zu: „Dieser ist mein auserwählter Sohn.“

Die Leute sagen: „Verklärung, das gibt es nicht. Wirklich ist nur das, was sich beweisen lässt.“ Wer so denkt, wird nie begreifen, wer Jesus ist. Die Wirklichkeit ist größer als unsere Beweise. Vor allem die Wirklichkeit Jesu.

Wir hier sind anders als die Leute, schon weil wir bekennen: Gott ist„der Schöpfer „der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. Das erfahren die Jünger dort auf dem Berg. Die Welt wird weiter: Das ist die Geschichte hinter diesem Evangelium. Wer glaubt, wird nicht gescheiter oder gebildeter; wer glaubt, hat deswegen noch lange nicht Antworten auf alle Fragen. Wer glaubt, erlebt mehr, er sieht mehr. Die Apostel sehen den verklärten Herrn. „Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.“

Mit anderen Augen sehen, etwas neu verstehen, das ist Glaube.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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