16. Sonntag im Jahreskreis 2025
16. Sonntag im Jahreskreis 2025 (Lesejahr C: Lk 10,38-42) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Sind Sie für Maria? Oder sind Sie für Martha? Täusche ich mich? Es ist doch Martha, der die Herzen zufliegen. Die Herzen der korrekten, praktischen, fleißigen Leute. Gleichgültig lässt dieses Evangelium keinen. Es weckt erstaunlich schnell Sympathie und Antipathie. Vielleicht weil jeder das kennt: Man rackert sich ab, andere tun gar nichts und die werden dann auch noch gelobt. Maria ist, so sieht es aus, faul, kümmert sich nicht darum, wie es anderen geht, umschmeichelt den Gast und wird auch noch als Beispiel hingestellt. Nein, Jesus erfüllt unsere Erwartungen nicht. Sie wissen: Die Evangelien sind Lektionen, Entscheidungshilfen, Weisungen. Natürlich will das Evangelium Einfluss auf Ihr Leben nehmen; natürlich bezieht es Position. Nie, an keiner Stelle sagt das Evangelium: Ist mir gleich. Das Evangelium sieht, es tröstet, es rät, aber nie ist es neutral. Hier haben Sie den wahren Grund, warum die Kirche sich „einmischt“ (ob sie es immer richtig tut, steht in einem anderen Kapitel). Die erste Frage, vor der Sie am Sonntag in der Messe stehen, lautet: Duldest Du seine Einmischung? Martha – Maria: zwei Modelle. Welches ist Ihres? Welches ist richtig? Ist eines besser als das andere? Die alten Übersetzungen schreiben nicht wie die aktuelle „Maria hat den guten Teil erwählt“, sondern „Maria hat den besseren Teil erwählt“. Im lateinischen Text sogar „den besten“, „optimam partem“. Allein dieser Unterschied in einem einzigen Wort hatte ungeheure Konsequenzen für die Geschichte. Hier haben Sie schon die zweite Frage, die das Evangelium stellt: Wie gehst Du damit um, dass die Kirche immer in Bewegung ist. Nie bietet sie komplette Sicherheit, wenn Sicherheit das Ende aller Fragen bedeutet. Die Kirche denkt weiter. Noch einen Schritt mehr: Sie alle haben Erfahrung – auch als Malteser – mit der unterschiedlichen Arbeitsmoral der Menschen. Wie Martha kennen Sie Stress, Überforderung, Eifersucht, Ärger. Sie stehen also selbst immer wieder vor der nächsten Frage dieses Evangeliums. Sie lautet: Woher nehme ich die Kraft für meine Aufgaben? Es gibt so viele verschiedene Kraftquellen. Es kann die Familie sein, die Ihnen Kraft gibt, der Sport, der Ehrgeiz oder das Pflichtbewusstsein oder die Eitelkeit. Oder es ist die Begegnung mit Gott, die Ihnen Kraft gibt. Wo ist die Kraftquelle der Martha? Das Sich-Kümmern? Das bloße Machen und Tun? Ist das gut? Ist Martha, diese Freundin Jesu, ist sie gut? Vielleicht hat sie die falschen Maßstäbe. Und hat sie da nicht gepetzt und das auch noch aus Neid? Kann es sein, dass Martha sich ändern muss? Jesus gibt ihr einen ersten Hinweis, ganz einfach, sehr praktisch: „Schau auf das eine Notwendige.“ Dieser Blick könnte der geplagten Frau guttun. Sie könnte aufatmen. Sie müsste sich mitten im Wirbel nur fragen: Was ist wirklich wichtig? Mit einem Mal würde es klar und ruhig. Klarheit gibt Kraft. So praktisch-klug bleibt es aber nicht; das Evangelium ist kein Ratgeber-Büchlein für 8 € 50. Wenn Sie aufmerksam hinsehen, merken Sie, wie Jesus alle diese Menschen hebt. Der Höhepunkt dieses Evangeliums ist nicht der kluge Rat, auch nicht die abschließende Wertung („den guten Teil“), sondern die Beziehung. Die Begegnung zwischen Jesus und Maria. Wie geht Begegnung? Dasitzen. Zuhören. Nichts sonst. Hier, zwischen Jesus und der „faulen“ Frau ist der Raum, in dem sich wirklich etwas ändert. Begegnung ist möglich. Hier ist die Begegnung vollkommen ruhig; ernst, aber auch froh; kein Klammern, ohne den ganzen Frau-Mann-Kram; aufmerksam, dabei unbekümmert („Was wird meine Schwester denken?“). Hier ist das Hören die Quelle der Kraft. Aber warum ist das stille Hören so viel mühsamer, so viel gefürchteter als das Engagement? Vielleicht geht eine solche Begegnung nur dann, wenn da einer ist, der ganz ohne Sünde ist; ich weiß es nicht, aber da, vor Jesus und jener Maria, ist eine Ahnung: Es braucht zu solch einer Begegnung eine geläuterte Seele. Das Evangelium, dem wir Sonntag für Sonntag begegnen oder auch in der Stille eines Nachmittags, läutert die Seele. Es beruhigt sie, reinigt sie, öffnet sie. Dann kann der Heilige Geist einziehen und sie erfüllen mit Kraft. Kraft für unseren Dienst. FÜRBITTEN In der ersten Lesung: Der geschäftige Abraham und die seltsamen drei Männer, ruhig und gelassen, majestätisch. In der zweiten Lesung: „Ich freue mich in den Leiden, die ich für euch ertrage.“ Paulus nimmt für die weltweite Verkündigung des Evangeliums Mühen und Leiden auf sich. „Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt.“ Leiden kann der Erlösung dienen. Wir beten für die, die leiden, gleich ob in der Seele oder am Körper. „Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ Wir beten um gerechte und kluge Politiker*innen. Wir geben unsere Toten in die Hand des himmlischen Vaters. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt bei der Messe zur Jahresversammlung der Stadtgliederung Malteser Wiesloch, Menzingen am 20. Juli 2025
Wir beten in Stille darum, dass wir es merken, wenn Gott bei uns ankommt.
Heiliger Geist, gib uns Mut und Tatkraft.
Jesus, gib, dass wir einen Sinn erkennen im Leiden, im eigenen und auch in dem der Menschen, denen wir helfen.
Wir beten um neue Hoffnung für uns, für die Malteser, für unsere Familien und Freunde.
