Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Trauung von Moritz und Vanessa Bauer

19/07/2025 


Die Predigt zum Anhören

Trauung von Moritz und Vanessa Bauer
Predigt in Distelhausen St.-Markus am 19. Juli 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Irgendwann, irgendwann, liebe, verehrte Vanessa, wirst Du Deinem Mann, dem Moritz nicht mehr hinterhersehen und Dir denken: was ein sexy beast! Irgendwann, lieber Moritz, wirst Du nicht mehr bei Tisch sitzen, Deiner Frau zuhören und Dir denken: So schlau! So witzig! So gut! Begehren vergeht, Bewunderung verändert sich, und das Alter kann Abendsonne mit Alpenblick werden, aber genauso gut Rollator-Quietschen.

Was wird bleiben? Wie bekommt man es gut hin?

Damit was bleibt, muss das hier was werden. Eine gute Idee – die Ehe nämlich – wird nicht einfach so zur Realität. „Wird schon werden“ reicht nicht. Nicht fürs Klima, nicht für die Kinder und nicht für die Ehe. Es braucht einen Plan. Die Kirche hat ihn. Wer in der Kirche heiratet, hat ihn auch, den Plan. Ich ahne, dass bei vielen Trauungen eine stillschweigende Übereinkunft in den Kulissen steht: nicht so ernst nehmen! Da sind sich viele Brautpaare, sehr viele Gäste und nicht wenige Priester einig: Das Ganze nicht ernst nehmen.

Ich bin fürs Ernstnehmen. Und ich ahne, dass Ihr beide auch in diese Richtung geht, vorsichtig, aber doch. Vieles macht Ihr anders als andere. Und dies auf so angenehme Weise! Mit Herz, mit Verstand, unaufdringlich, zielstrebig, heiter, also mit einer gewissen Klasse.

Ernstnehmen heißt konkret: Wir glauben daran, dass das hier was wird. Wir glauben – trotz aller gescheiterter Ehen. Manche scheitern grandios und laut, manche still, Ihr kennt das.

Die Kirche hat einen Plan, sagte ich. Er wurde Euch mitgeteilt, Ihr wurdet informiert und habt ihn bestätigt seinerzeit im Büro des Paters Kasimir (hieß der nicht so?). Wir drei sind also auf dem Laufenden. Aber diese da?

In wenigen Augenblicken werden ein paar Formulierungen zu hören sein, mit denen alles klar wird. Man muss halt hinhören. Gilt auch für die Ehe. Das wäre in der Tat der erste Rat überhaupt: ernstnehmen und hinhören. Den anderen ernstnehmen und hinhören auf das, was er sagt. Klingt einleuchtend, ich weiß, ist aber in der Praxis schnell vergessen. Zuhören ist ja auch nicht einfach.

Im Zeremoniell wird es nachher heißen: „Nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss“ seid Ihr hierherkommen. Stimmt. Ihr habt es wirklich durchdacht. Schon der Antrag damals in Südafrika (?) war ein Meisterwerk der Planung. Und ihr seid frei, Ihr müsst nicht. Keine Eltern und niemand sonst zwingt euch zusammen; jeder von euch steht auf eigenen Beinen, Euer Kopf funktioniert, Euer gutes Herz schlägt. Kurz: Ihr seid erwachsen und frei. Eine gute Ehe ist nichts für Kindsköpfe und nichts für Geistessklaven.

Der Ehebund besteht in der „unauflöslichen Lebensgemeinschaft eines Mannes und einer Frau“. Also keine Scheidung? Nein, keine Scheidung. Trennung zur Not, aber keine Scheidung. Sagt die Kirche. Böse Kirche? Nein, böser Jesus, wenn schon. Die Unauflöslichkeit der Ehe ist (anders als der Zölibat) keine Erfindung der Amtskirche, sondern steht im Evangelium, mehrfach. Also schwer zu ändern, es sei denn, das Wort Jesu spielt keine Rolle. Die katholische Ehe ist unwiderruflich, unauflösbar. Das Unwiderrufliche gehört zum Leben. Wer mal Vater wurde, ist für immer Vater. Man kann aufhören, seine Kinder zu sehen, aber ihr Vater bleibt man. Man bleibt überhaupt. Jeden hier wird es für immer geben. In Ewigkeit. Gott widerruft nicht. Er wird die Erschaffung des Menschen nie mehr revidieren, egal, was dieser Mensch tut. In der Ehe sind Frau und Mann für immer verbunden, weil auch Jesus und die Kirche für immer verbunden sind. Lehre des Apostels Paulus. Und Jesus hätte allen Grund sich von dieser Kirche zu trennen, nicht wahr? Es gibt das Unwiderrufliche. Die Pyramiden wurden erbaut, Amerika wurde entdeckt, Ihr zwei werdet geheiratet haben. Irreversibel.

Unwiderruflich ist auch die Hilfe Gottes für Euch. Das ist der Sinn dieser Feier. Die meisten nehmen die Hilfe Gottes halt nicht an. Die sind wie Leute, denen man einen supergünstigen Kredit anbietet und die dann sagen: „Och nö, lieber doch nicht.“

„Willst du deine Frau lieben und achten und ihr die Treue halten alle Tage ihres Lebens?“ Von Liebe ist viel die Rede. Im Kino, in der guten alten Popmusik (auch bei Taylor Swift?) und in der Kirche. Ich halte nicht viel vom Gerede über die Liebe: inflationär. Ernst nimmt das keiner. „Achten“, das kommt schon seltener vor. „Ich will dich lieben und achten.“ Da werde ich hellhörig. Liebe definiert als Achtung vor dem anderen. Achtung für den, der schlechte Laune hat; für die, die eben ein Projekt vergeigt hat; für die, die das falsche Auto fährt; Achtung für den, der einen Bauch und Krampfadern bekommt. Was genau ist am anderen zu achten? Seine Leistungen? Aber was, wenn es einmal keine Verdienste und Leistungen mehr gibt, wenn all das nur noch Erinnerung ist? Wenn einer nur noch krank ist? Zu achten ist seine Würde. Das, worauf nichts und niemand Zugriff hat. Die Achtung vor der Würde des anderen pflegen: Das ist ein guter Plan. Um den anderen zu achten, braucht es wohl auch Selbstachtung: Sinn für die eigene Würde. Funktioniert der noch auf der Saufmeile in Malle? Schwierig. Wieviel Selbstachtung hat der Typ, der sich am Abend nach dem Seminar erst mit den anderen coolen Hunden zusammen zutrinkt und dann in der Gruppe weiterzieht ins Bordell?

Damit sind wir bei der Treue. „Willst du ihm / ihr die Treue halten alle Tage deines Lebens?“ Sie erinnern sich. Ein Fehltritt und Aus? „Wenn du einmal fremdgehst, bin ich weg!“ Wird angeblich so gesagt. Das ist, mit Verlaub, Dumpfbacken-Treue. Treue auf Sex oder Nicht-Sex zu reduzieren, ist viel zu kurz gedacht. Das kann die Bibel besser. „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich.“ Das ist Treue.

Treue heißt: Nicht alleine gelassen werden, auch geistig nicht. Verlässlichkeit in allen Situationen. In allen. Den Weg des anderen mitgehen. Gemeinsame Entwicklung statt zweier auseinandertriftender Leben. Klingt edel, funktioniert aber auch nicht von selbst. Er macht Karriere, trifft tolle Leute, fliegt in der Welt herum und sie trifft andere Kindergartenmütter. Das ist immer noch keine Karikatur, sondern Realität, oder?

Womit wir bei den Kindern wären. „Seid ihr bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch schenken will?“ – Kirche will Kindersegen! Keine Verhütung, viele Kinder. Das ist stammtischig. Überlegen Sie: Was bedeutet ein Kind? Wenn eine Frau und ein Mann ein Kind bekommen, bedeutet das: nicht mehr zwei, sondern drei. Die zwei müssen sich öffnen für einen dritten. Das ist der springende Punkt, nicht die Vermehrung. Bei Kindern geht es zuallererst einmal um Offenheit. So viele Paare, beide erfolgreich, beide fesch und beide sehr zufrieden mit einander. Zwei sind sich genug. Er schmückt sich mit ihr, sie sich mit ihm. Das nennt man Narzissmus. Mit einem Kind, vor allem mit einem Kind, das irgendwann nicht so wird wie es seine schicken Eltern wollen, wird das schwieriger. Die Kinder zwingen uns in die Weite. Sie sprengen die Denkmuster. Und wenn kein Kind kommt? Kinder sind ein Geschenk, kein Projekt: So denkt die Kirche. Wenn wirklich kein Kind kommt, jetzt nicht oder nie: Die Offenheit ist dennoch möglich: Offenheit für Freunde, für Gäste, für die Armen.

Und damit sind wir bei der christlichen Ehe. „Seid ihr bereit, als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen?“ Das bedeutet konkret: für die Armen da sein. Gutes tun (übrigens das beste Mittel gegen depressive Versuchungen). – Wie soll eine christliche Ehe funktionieren, wenn ich nie andere Christen treffe? Also, ja!, Kirchgang. Am Sonntag. Wenn es dort langweilig ist, trägt dieser Gedanke: Ich helfe denen in den Bänken beim Überleben; ich gebe denen Hoffnung, weil sonst die Alten unter sich bleiben. Ich höre im Evangelium atemberaubende Wahrheiten. In meiner Seele tut sich was. Etwas Mildes, Schönes, Starkes. So kann Kirche auch sein.

Was noch? Vergebung. Darauf habt Ihr selbst mich gebracht mit Euren Kommentaren zur Lesung. Was, wenn ausgerechnet in der Ehe Kontrolle und Kritik herrschen? Sollte in dieser behämmerten Gesellschaft nicht wenigstens die Ehe der Ort sein, wo es garantiert Vergebung gibt? Wo ich Fehler machen darf und selbst Fehler verzeihe. Wo es, anders als in jedem Büro, „Güte, Demut, Milde und Geduld“ gibt? – Alles klar? Amen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X