15. Sonntag im Jahreskreis 2025
15. Sonntag im Jahreskreis 2025 (Lesejahr C: Lk 10,25-37) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Du musst Gott lieben!“ Sagen Sie das Ihren Kindern? Warum nicht? „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen [und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken].“ Dies ist, sagt Jesus, das erste Gebot überhaupt. Die meisten Christen winken ab. Wenn ich Sie auf diese Tatsache hinweise, dann nicht, um Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Vom schlechten Gewissen halte ich nichts. Es lähmt. Viel besser ist dies: Realisieren, dass ich etwas falsch mache, mich ändern, weitergehen. Nicht zurückblicken! Vom guten Gewissen halte ich allerdings auch nichts. Die Leute mit gutem Gewissen sind der Brei, in dem jede Veränderung erstickt. Das Problem sind die Leute, die hören, was Jesus sagt, nichts darauf geben und dabei noch ein gutes Gewissen haben. Wie kann man Christin und Christ sein, wenn einen nicht interessiert, was Christus sagt? Nach der Wahl des neuen Papstes wurde in der hiesigen Zeitung eine junge Frau interviewt, die auf dem Petersplatz dabei war, als der weiße Rauch aufstieg. Naja, eine Kirchgängerin sei sie nicht, aber „die Werte des Christentums“ seien ihr schon wichtig, „Freiheit zum Beispiel“. Freiheit ein Wert des Christentums? Wirklich? Nichts gegen die Freiheit (wobei ich mich gleich frage: Freiheit wovon? Freiheit wozu?), wirklich nichts gegen die Freiheit, aber von Freiheit spricht Jesus nicht. Nie. Genauso wenig wie von Demokratie. Jesus fordert Liebe. Kann man Liebe fordern? Nicht, wenn Liebe ein Gefühl ist, ein Zustand, der irgendwie-irgendwann kommt und irgendwann leider auch wieder geht. Dieser Zustand heißt „Verliebtheit“ und ist etwas anderes als Liebe. Verliebtheit kann man nicht fordern. Die kommt und geht auch wieder. Erinnern Sie sich noch, als der Liebeskummer Sie beinahe umgebracht hätte? Weil der andere nicht so wollte, wie Sie wollten. Liebe kann man fordern. Jesus tut es. Denn Liebe kommt aus einem Entschluss, Liebe handelt, Liebe kann man lernen. Und man kann sie lehren: den Kindern. Kinder haben das Recht, unsere Liebe zu verlangen. Partner auch. Und Freunde. Ich würde sogar sagen: Auch das Vaterland (oder Mutterland) und die Kirche haben das Recht, unsere Liebe zu verlangen. Liebe ist eine Sache von Wollen und Entscheiden; sie hat nur am Rand mit Gefühl zu tun, und das Ende des Gefühls ist nicht das Ende der Liebe. Wie kann ein erwachsener Mensch alles abhängig machen von „Schmetterlingen im Bauch“? Seien Sie lieber wahr als sentimental. Lehren Sie auch dies Ihre Kinder. Stellen Sie sich vor, jemand würde lehren: „Du sollst dein Kind lieben von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Kraft.“ Jede Mutter würde das unterschreiben und fast jeder Vater. Alle sind sich einig: Kinder muss man lieben. Auch wenn sie nerven. Oder kennen Sie Eltern, die offen sagen: Also, ich liebe meinen Job mehr als meine Kinder. Wenn es aber um die Gottesliebe geht, herrscht verlegenes oder ärgerliches Schweigen. Nun nennt das Evangelium von heute aber beide: Nächstenliebe und Gottesliebe; es unterscheidet die beiden. Menschenliebe ist nicht dasselbe wie Gottesliebe, auch wenn Ihnen viele Prediger*innen das so verkaufen wollen. Ich traue mich wetten, dass heute in allen Kirchen vom guten Samariter die Rede ist, aber nicht von Gott, den wir lieben sollen. Folgen Sie dem Evangelium, nicht den Mode-Prediger*innen. Sie können etwas einfach Gott zuliebe tun. Gott zuliebe in die Sonntagsmesse gehen. Gott zuliebe einen Kranken besuchen. Gott zuliebe mal nichts tun. Sie können sagen: „Gott, ich liebe dich.“ Probieren Sie es, allein für sich, ganz leise. Und irgendwann zusammen mit Ihren Kindern. Wie fantastisch wäre es, ein Vater, der Christ ist, könnte zusammen mit seinem Sohn sagen: „Gott, ich liebe dich.“ Warum genau ist so etwas undenkbar? Wenn Sie diesen Schritt geschafft haben, wenn also in Ihrem Kopf etwas geschehen ist, dann wird auch Ihr Handeln sich verändern. Man kann nicht Gott wirklich lieben und gleichzeitig mit den Menschen schlecht umgehen. Das ist einfach nicht logisch. Das Evangelium spricht von Gottesliebe und dann von Menschenliebe. Damit wir etwas vom richtigen Leben verstehen. Das richtige Handeln braucht ein Fundament im richtigen Denken. Sonst folgen wir nur Launen, Vorurteilen, Moden, Illusionen; sonst handeln wir irgendwie. Wer aber irgendwie handelt, ist schwach. Der gute Samariter handelt nicht irgendwie. Er handelt gut, weil er Gott näher ist als die Geistlichen vor ihm, die den Verletzten liegen lassen aus frommen Gründen. Der Samariter hat die richtigen Prioritäten. Es geht in dem, was Jesus über die Liebe sagt, nicht um ein vages Gefühl, es geht um Prioritäten. Christus sagt: Gott soll Deine Priorität sein. Gott und dann, um Gottes Willen auch dein Nächster. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Oberndorf am 13. Juli 2025