Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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„Das Priestertum der Getauften“ (Triduumspredigt zur Verbereitung auf die Primiz von Kilian Deppisch)

15/06/2025 


Die Predigt zum Anhören

„Das Priestertum der Getauften“ (Triduumspredigt zur Verbereitung auf die Primiz von Kilian Deppisch)
Predigt zum Hochfest der Dreifaltigkeit in Marktheidenfeld St.-Laurentius (08:00 Uhr) und St.-Joseph (10:30 Uhr) am 15. Juni 2025


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Alle Priester sind schwul. Alle Priester schielen nach Kindern. Alle Priester haben etwas mit ihrer Haushälterin. Alle Frauen mit Kurzhaarschnitt, einem bunten Schal, aber ohne Makeup wollen die Priesterweihe. Je nach Stammtisch, Redaktion oder Teeküche wird das alles erzählt und geglaubt. Wenn man das alles aber wie eben in einer einzigen Liste zusammenstellt, geht auch dem Schlichtesten auf: Was die Leute da reden, ist Quatsch. So einfach ist es nicht. Mit Blödsinn muss man rechnen, aber mit Blödsinn kann man nicht arbeiten. Also zurück auf Null! Denn wir müssen heute miteinander arbeiten, damit Sie einordnen können, um was es bei einer Primiz geht.

Wo fangen wir an? Bei Eva und Adam! Nein, Spaß. Beim Naheliegenden. Für Sie ist nicht die Bibel das Naheliegende; das Konzil von 1962 bis 65 auch nicht. Naheliegend ist für Sie hier die Sonntagsmesse. Nun sind aber die Texte unserer Eucharistiefeier inspiriert von der Heiligen Schrift und vom Konzil. Wenn Sie genau hinhören (!), erfahren Sie etwas über sich selbst. Sie erfahren, was Sie sind: Priesterinnen und Priester. Sie, die Getauften, sind Priesterinnen und Priester: Lehre der katholischen Kirche! – Warum haben Sie davon nichts erfahren? Weil die meisten Pfarrer in den Jahren nach dem Konzil dachten: Volksaltar her, Pfarrgemeinderat wählen lassen, Konzil fertig. Und dann stellten die Pfarrgemeinderäte Bierbänke auf und brieten Bratwürste. Sie organisierten. Aber so war das nicht gedacht. Wie anders wäre es in unseren Gemeinden, wenn die Gremien sich zuerst als geistlich, als gläubig verstehen würden, verantwortlich für die Seelsorge!

Das Konzil ist so viel mehr als Volksaltar und Organisation! Es ist zuerst die Wiederentdeckung der Heiligen Schrift und der frühen Kirche. Weg von aller Dekadenz, hin zu den Ursprüngen. Und mutig hinein in die echte Welt von heute. Das ist das Konzil!

Im Neuen Testament heißt es: „Ihr seid eine königliche Priesterschaft.“ Sie sind eine königliche Priesterschaft. Wie? Was? Seit wann? – Seit Ihrer Taufe! Da wurden Sie gesalbt mit dem heiligen Chrisam wie bei einer Priesterweihe. Christus gibt den Getauften Anteil an seinem Priesteramt. Der wahre Priester ist Jesus Christus selbst. Die Taufe ist, sagt das Konzil, „das grundlegende Weihesakrament der Kirche“.

Ihr Priestertum hat sehr konkrete Folgen. Sie „gehen nicht in die Kirche“, nein, Sie zelebrieren die Messe zusammen mit dem Amtspriester. Im III. Hochgebet, das Sie so oft hören, heißt es: „So bringen wir mit Lob und Dank dieses heilige und lebendige Opfer dar.“ Ähnliche Stellen zuhauf! Sie zelebrieren mit mir die Heilige Messe. Sie handeln priesterlich. Paulus sagt, wie das geht: „Ich ermahne euch, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen.“ Wann immer Sie sich verschenken, sich „opfern“, ist das Ihr Gottesdienst.

Was musste geschehen, dass fast alle Katholiken das für frommes Geschwafel halten und nicht für einen konkreten neuen Lebensentwurf? Was war los mit den Priestern, dass sie lange Zeit die Gläubigen mit ein wenig Moral, schönen Bräuchen und Verwaltung abspeisten? Wer hat Ihnen je von Ihrem Priestertum gesprochen, von dem Gottesdienst, den Sie innerlich feiern? – Wie? Sehr einfach. Sie nehmen Ihren Tag und schenken ihn Gott. Sie nehmen den Menschen, der Ihnen das Herz schwer macht oder leicht und schenken ihn Gott. Das ist das „lebendige und heilige Opfer“, von dem Paulus spricht. Ihr Warten beim Arzt, Ihre Freude, Ihre Taten, Ihre Sorgen: Sie können alles Gott geben. Wichtig ist diese Ausrichtung! Leben nicht als Gemache und Geschäft, sondern als Gottesdienst.

Sie können Ihren Leuten das Essen hinstellen, zack, fertig. Sie können aber auch kochen, Tisch decken, zusammen essen als Gottesdienst. Priesterlich. Das geht ohne jedes fromme Getue. Sie müssen nicht darüber reden. Sie müssen nur anders denken. So hätten Sie eine Alltagsbeziehung zu Gott und, ich wette!, Ihr Leben wäre ruhiger, bedachter, würdevoller, heiterer. Eine Wohltat für die Welt. Wo immer Sie versöhnen oder verkündigen (Ihren Enkeln z. B.), tun Sie priesterliche Dienste, die diese Welt verändern! Wenn Sie einem anderen Menschen Zeit schenken, ist das ein priesterliches Handeln. Sie „opfern“, Sie geben etwas von sich – Ihre Zeit – für Gott und die Menschen.

Wozu braucht es da noch einen wie mich? Ich leite die Eucharistiefeier, ich sporne Sie an zu einem zeitgemäßen christlichen Leben und ich bin das sichtbare Zeichen dafür, dass das alles hier in Verbindung steht mit dem Bischof, dem Papst und der universalen, ewigen Kirche. In einem rechtlichen, sichtlichen Sinn „dürfen“ die Amtspriester mehr, stimmt. Aber was die Würde betrifft, sind sie den anderen Getauften nicht überlegen. Auch der neugeweihte Priester ist nicht würdiger als Sie. Wir gehören gemeinsam zu Christus durch die eine Taufe.

Und die Frauen? – Für die meisten hier ist die Frage der Weihe von Frauen ganz einfach: Sie sind dafür. In Deutschland sind wohl die meisten dafür, dass Frauen zu Priesterinnen geweiht werden „wie bei den Evangelischen“. Dumm nur, dass die Protestanten gar keine Priesterweihe haben. Eine Pastorin ist keine Priesterin. Ich finde die Frage wirklich schwierig. Erst recht, seitdem ich weiß, dass man heute denen, die etwas für die Frauen fordern, die Diskriminierung von Trans-Personen vorwirft. Die deutschen Katholiken sind wohl bereit für eine Frau am Altar, aber wie stünde es mit der Akzeptanz für Trans-Priester*innen? Wenn man die Tradition und die Geschichte rauskickt und nur noch dem Geist der eigenen Zeit und der eigenen Kultur folgt, wo ist dann ein Halten? Braucht es denn ein Halten? Schwierige Fragen.

Aber wenn der Papst (oder der Papst und ein Konzil) entscheiden: Ja, Frauen können die Weihe empfangen, bin ich dabei. Ohne Zögern.

Wenn das Lehramt der Kirche mir außerdem noch erklärt, wie die Weihe von Frauen mit der Lehre Jesu, den Evangelien, den Aposteln und der Tradition zusammengeht, wäre ich außerdem dankbar. Denn die Schrift und die Tradition definieren das Wesen der Kirche. Alles Neue muss dazu passen, sonst machen wir uns unsere Kirche selbst und brechen mit allen, die vor uns waren.

Wenn der Papst dann noch erklären würde, wie man die Kirche beisammenhält, wenn die einen dafür und die anderen dagegen sind, wäre ich auch noch beruhigt. Denn natürlich frage ich mich: Was wird in Kulturen, die die Gleichberechtigung anders sehen als wir hier im Westen? Was wird mit der gesamten Ostkirche, die die Frauenweihe ablehnt? Sollen wir sagen: Uns doch Wurst? Die Kirche ist mehr als der moderne Westen. Wegen alldem finde ich die Frage schwierig. Und weiß doch: Viele Frauen haben die Fähigkeiten, und viele Priester haben die Fähigkeiten nicht. Aber sie haben die Weihe. Problem.

Wie auch immer: Ich könnte gut mit Priesterinnen leben, weil ich mich auf die Kirche verlasse. Aber nicht auf irgendeine Oberin, auch nicht auf zehn Oberinnen. Ich brauche in einer so wichtigen Sache die ganze Kirche.

Und wenn ich mir dann noch etwas wünschen dürfte: Bei den Frauen am Altar mehr Vielfalt. Nicht nur Margot Käsmann, sondern auch Adele oder vielleicht sogar Taylor Swift. Mehr Durcheinander. Aber das ist wirklich nur mein Privat-Problem. Wie es auch nur mein Privat-Problem ist, dass ich gerne mal mit einem tief gläubigen, treu katholischen, smarten, coolen, witzigen, gebildeten, gut erzogenen Priester ein Bier trinken würde. Aber ich trink ‘s alleine, mein Pils vom Fass. Passt schon.

Ich weiß, das war jetzt ein wenig taktlos und leicht frech, aber es bringt Sie vielleicht zu der Einsicht, dass unsere Gemeinden zu geschlossen sind, zu homogen. Vielleicht ist es ja ein Fehler, wenn nur solche miteinander arbeiten, die sich gut verstehen und zusammen in den Urlaub fahren. So ist Kirche nicht. Es ist zwar immer die Rede von Vielfalt und Buntheit, aber kennen Sie eine bunte Gemeinde? Die vorherrschende Farbe ist eindeutig grau, oder? Es fehlen so viele Gruppen und Milieus, und wenn neue Leute auftauchen, mit fremden Ideen oder komisch angezogen, ist das Unbehagen groß.

Eine Christen-Gemeinde muss nicht die vereinen, die gemeinsam trinken können, sondern die, die gemeinsam glauben. An den dreifaltigen Gott, dessen Fest wir heute feiern. Vielfalt und Einheit in Gott. Sympathie ist zweitrangig, Mission ist wichtig! Kirche, nicht Fanclub! Sehr unterschiedliche Menschen können loyal und effizient und freundlich zusammenarbeiten. Wohlwollen statt Stallgeruch.

Mission ist der Auftrag, den der neue Papst der Kirche gibt. Da geht es um die Frage: Wollen wir überleben? – Ich will nicht nur überleben, ich will gewinnen! Menschen. Denn ich bin überzeugt, dass die Kirche diesem Land helfen kann. Mein Plan wäre: Alle leben priesterlich und alle sind missionarisch. Jeder bringt einen mit!

Priesterlich leben bedeutet opfern. Zu deutsch: aus Hingabe leben statt mit Gier und Ellenbogen.

Priesterlich leben heißt: die Welt auf Gott hin orientieren. Wie? Indem Sie ganz still und einfach Ihren Tag auf Gott lenken wie ein Priester, der jeden Tag die Messe feiert.

Priesterlich leben heißt auch: Ritus statt Chaos. Die Menschen (die Kinder zumal) brauchen schöne Riten statt Verwahrlosung.

Priesterlich sein, bedeutet Hirtin sein und Hirte für andere. M. a. W. Verantwortung übernehmen.

Zu alldem braucht es keine frommen Reden und kein frommes Geschau. Es braucht Glauben. Und vielleicht Freundlichkeit, Manieren, Wohlwollen. Die üble Laune zu Hause lassen. Die Schüchternheit auch. Menschen grüßen, die einem erst einmal fremd sind. Sich die Namen der Mesnerin und der Ministrant*innen merken. Danke sagen. Was ist daran so schwer?

Ich habe versucht, Ihnen heute ein neues Fundament zu geben. Das zur Geschichte der Kirche passt. Ich erwarte nicht, dass das sofort matcht, aber demnächst vielleicht? Ich habe keine Macht, ich kann niemanden zwingen. Mission hat nichts zu tun mit Macht. Um den Glauben an den dreifaltigen Gott in der Welt zu verbreiten, müssen wir nicht mächtig sein. Auch nicht reich. Jesus war auch nicht „mächtig“ oder reich. Andere mögen das geil finden, – aber ich muss keinen Machtkampf führen. Ich muss nur glauben, immer tiefer.

Leben Sie missionarisch! Leben Sie priesterlich! Als Priesterinnen und Priester. Nicht wie ein Pfarrer, sondern wie ein Gottesmann, eine Gottesfrau. Seien Sie Menschen, die Gott spüren lassen in dieser Welt.

Wir wünschen Kilian Deppisch, dass er ein Gottesmann wird.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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