Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Pfingsten 2025 in Trennfeld

09/06/2025 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie machen einen Fehler. Sie schauen auf die Einzelheiten, statt auf das Ganze.

Ich ernte immer wieder Befremden, sogar Tadel, weil ich die Eucharistiefeier so beginne, wie es im Messbuch vorgesehen ist: mit dem „Allgemeinen Schuldbekenntnis“. – Sehen Sie, ich mag Nüchternheit, Klarheit, Wahrhaftigkeit und Wirklichkeitssinn. Ich gebe mir Mühe, realistisch zu sein: mit mir selbst und mit der Welt und mit dem Leben. Deswegen mag ich das Schuldbekenntnis. „Ich bekenne Gott dem Allmächtigen und Euch, Brüder und Schwestern.“ Ich bin nicht happy dabei, aber es fühlt sich richtig an. Und ich weiß ja, wie es ausgeht. Gut nämlich. Das Ganze (!) geht sehr wahrscheinlich gut aus. Sehr gut sogar.

Den üblichen Widerwillen gegen die Regeln des Gottesdienstes kann ich nicht verstehen. Wenn jeder Pfarrer es auf seine eigene Weise macht, an den Regeln vorbei, wenn in jedem Dorf anders gebetet wird, was wird da aus der Einheit der Kirche? Gefördert wird sie so nicht.

Was ich hingegen ganz gut verstehe, ist, dass Sie von Schuld nichts hören wollen, schon gar nicht am Sonntagmorgen. Ich verstehe auch, dass man der Kirche vorwirft, sie versuche, den Leuten ein schlechtes Gewissen zu machen. Früher war das wirklich so. Aber heute?? Sie alle schlagen sich irgendwie mit dem Thema Schuld herum. Tag für Tag sind die Nachrichten Nachrichten von Schuld. Gaza z. B. ist ein Abgrund von Schuld, auf beiden Seiten. Alle sprechen hingebungsvoll von der Schuld der Kirche; genauer: von der Schuld der Priester. Politische Parteien beschuldigen einander, Verwandte tun es, Eheleute tun es bis aufs Messer, Pfarrgemeinden tun es: Alle klagen an; alle behaupten, unter der Schuld der anderen zu leiden; alle sind „traumatisiert“.

So gesehen steht am Anfang der Messe einfach die Realität. Die nüchterne Erkenntnis: Es gibt die Schuld. Auch bei mir. Das wird ausgesprochen. Dann werden die anderen um Hilfe gebeten: „Betet für mich!“ Und dann nimmt die Messe ihren Lauf bis hin zur hl. Kommunion, dem Moment der Großen Versöhnung. Das ist der Horizont: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen.“ Der Horizont des Ganzen ist die Vergebung. Es geht in der Kirche nicht um die Schuld, sondern um die Versöhnung. Von der Schuld zur Erlösung, von der Erlösung zur Verherrlichung. Das ist der Weg des Menschen.

Das Evangelium von Pfingsten bringt den Heiligen Geist mit der Vergebung zusammen. Genauer: mit der Macht der Vergebung. Haben Sie noch nie gemerkt, wie stark und souverän es sich anfühlt zu vergeben? Nur hirnlose Machos denken, Frieden zu schließen sei etwas für Schwächlinge. Ganz im Gegenteil: Frieden zu machen, ist ein Beweis von Coolness.

Das Aussprechen der Schuld in der Messe macht nüchtern, wahr, ruhig. Es stiftet Nähe, denn keiner erhebt sich über den anderen. Uns allen wird vergeben. Die Vergebung macht frei. Und schließlich bekommen wir die Macht zur Vergebung. „Wem ihr die Sünden vergebt…“ Das macht uns stark. Es wird Friede. – „Friede sei mit euch!“ Und dann werden wir ausgeschickt. „Ich sende euch!“ Es geht in der Kirche um die Aussendung zum Friedenstiften. Das geht aber nur in der Nähe des Herrn. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Der Vater, der Sohn, Sie, wir: Alle sind eins. Im Heiligen Geist.

Geht Ihnen auf, welche Gestaltungsmacht uns da gegeben ist? Mit dem Auftrag des Auferstandenen können wir diesen heiligen Geist hineintragen in Gemeinden, Familien, Ehen, Freundschaften, überallhin, wo jemand auf Versöhnung wartet. Wir bringen den Heiligen Geist: Das ist das Programm, das der neue Papst der Kirche mit seinem allerersten Wort gegeben hat. „Der Friede sei mit Euch!“ Ohne den Heiligen Geist kein Friede.

Anders gesagt: Der Heilige Geist stiftet keinen Krieg. Er führt keine Machtkämpfe. Es geht hier um eine Macht, die nicht rangelt, die nicht gewinnen muss. Politiker müssen gewinnen. Die Kirche Jesu muss nicht gewinnen. Weil sie schon gewonnen hat. Stellen Sie Leo XIV. neben den Präsidenten Trump und Sie wissen, was ich meine. Wer glaubt, muss nicht mächtig sein. Jesus war auch nicht „mächtig“. Diese Gelassenheit verschafft uns einen guten Platz in der Welt: Mit uns kann man keinen Machtkampf führen. Wir stehen drüber.

Aber wir sind nicht untätig und nicht feige. Unsere Sendung ist kein Spaziergang. Es braucht eine gute Ausrüstung: die Sieben Gaben des Heiligen Geistes. Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Er gibt uns, was wir nicht haben, damit wir Werkzeuge Gottes in dieser Welt werden können [1]. – Der Heilige Geist ist wie das Wasser. Alles besteht durch das Wasser; es bringt Leben hervor. Es regnet vom Himmel herab, immer gleich, aber mit unterschiedlichen Wirkungen. Auf einen Baum wirkt der Regen anders als auf eine Wüste. Obwohl der Heilige Geist immer derselbe ist, wirkt er viele verschiedene Gnaden. Beim einen die Redegabe zur Verkündigung; beim andern die Klarsicht; bei einem dritten die Macht, das Negative zu vertreiben; wieder einem anderen schenkt er die Gabe zu verstehen; wieder wem die Gabe zu versöhnen. Was immer der Heilige Geist gibt, ist dazu da, anderen zu nützen. Der Heilige Geist ist mild und freundlich; die Berührung mit ihm ist angenehm, seine Last ist leicht. Er ist wie ein vertrauter Freund, wie eine frohe Überraschung oder ein klärender Rat. Ein Fürsprecher. Der Heilige Geist heilt, er lehrt, korrigiert, stärkt, tröstet, erleuchtet. Der Heilige Geist macht Ihre Seele hell und weist Sie auf Wege, die Sie von sich aus nicht wissen konnten. Und er gibt Stärke. Der Heilige Geist macht Menschen so stark, dass sie sogar das Unverzeihliche verzeihen können. Wie Gott.

[1] Vgl. Youcat 310.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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