Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Gründonnerstag 2024

28/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Gründonnerstag 2024
Predigt in Rettersheim St.-Ulrich am 28. März 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die armen Apostel. Erst wäscht Jesus ihnen die Füße! Dann bricht er das Brot, gibt es ihnen und sagt: „Esst, das ist mein Leib.“ Die Männer müssen völlig überfordert gewesen sein.

Etwas ganz anderes. In Deutschland gibt es über zweihundert Bismarck-Türme. Die Dinger erinnern an Herrn von Bismarck: Begründer des Deutschen Reiches, Kolonialist, Katholikenfresser. Das Reich hätte meinetwegen auch ungegründet bleiben können; die Idee, andere Völker würden durch das Deutsche zu besseren Menschen, finde ich lachhaft und bei Katholikenfressern werde ich kampflustig. Aber das spielt keine Rolle, denn für diese Türme interessiert sich keiner mehr.

Ist Jesus auch nur eine historische Erinnerung wie Bismarck und seine Türme? Es ist derzeit Trend, Jesus so zu sehen. Eine Figur der Geschichte, lange tot. Also denkt man sich: Die Messe geht zwar irgendwie auf das Letzte Abendmahl zurück, aber für uns heute ist sie ein Zeichen der Gemeinschaft, näher bei der Hochzeit von Kana als beim Kreuz, offen für Männer, Frauen und alles dazwischen und außerhalb, Protestanten und Katholiken, AFDler und Sozis, Queer-Leute, Schwarze, Weiße, Geschiedene, Babys und Greise.

Ein erstaunlicher Weg von den 13 Juden-Männern im Abendmahlsaal bis zu uns. Aber wenn Jesus tot ist, sind wir frei, weiter zu gehen. Warum soll die Messe eigentlich nicht offen sein für Muslimas und Muslime?

Alle, alle sind willkommen – bei den Menschenfressern! Sie wissen, dass uns oft der Vorwurf gemacht wird, von ganz gescheiten Leuten, wir Katholiken betrieben Kannibalismus: „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“

Wenn Jesus nur eine Erinnerung ist, dann ist dieses Wort zwar seltsam, aber kein Grund, sich aufzuregen. Wenn Jesus aber lebt (weil er auferstanden ist), wenn Jesus der Herr ist (weil er mehr ist als ein sterblicher Mensch), dann ist das mit der Kommunion in der Tat schwierig. Heute ist genau der richtige Tag für eine Erklärung. Gründonnerstag: Einsetzung der Eucharistie.

Sie haben es hundertmal gehört: Es geht im Christentum um „das Heil“. Was ist das? Das Heil ist nicht irgendein seltsames Ding neben Gott. Das Heil ist Jesus selbst. Er selbst ist, leibhaftig, Gottes Heil für die Welt. Wenn es wirklich darauf ankommt, an diesem Heil Anteil zu haben, dann genügt es nicht zu hören, was Jesus redet. Um am Heil teilzuhaben, müssen wir Gott selbst in uns aufnehmen – wie das Brot beim Essen. Wenn Jesus die Jünger und uns auffordert, ihn zu essen, dann sagt er übersetzt: „Wer glaubt, nimmt mich selbst in sich auf.“

Kannibalismus ist das nicht. Denn was wir aufnehmen ist Gott, nicht Mensch. Es geht nicht um Menschenfleisch.

Wenn Jesus das Heil ist, wenn Gott leiblich in ihm wohnt, dann kommt es darauf an, mit ihm eins zu werden, nicht nur geistig. Das Evangelium des hl. Johannes kennt keine Botschaft außer dieser: In Jesus ist Gott gegenwärtig.

Das bedeutet, dass keiner an Jesus vorbeikommt.

Jesus ist in der Kommunion gegenwärtig. Aber eben nicht als durchblutetes Fleisch, sondern verborgen. Real, aber unsichtbar. – Die Oma, an die Sie sich beim Kaffee erinnern, ist auch da, aber nur als Erinnerung. Jesus hingegen (der bei der Verklärung ganz verwandelt wurde und als Auferstandener nicht mehr gebunden war an Raum und Zeit), dieser Jesus ist da, so wie Sie jetzt da sind. Sie sind hier, ganz und sichtbar, Er ist hier, ganz und unsichtbar.

Die Kommunion ist ganzheitlich: Mit Herz und Leib kommen wir dem Herrn näher, und Er kommt uns näher. Die Nähe ist das Wichtige, nicht das Essen.

Gott versöhnt uns Menschen mit sich. Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern: Es geht um die große Versöhnung zwischen Gott und den Menschen. Das Leibliche, unseren Leib, die materielle Welt nimmt Gott in die Versöhnung mit hinein. Der Mensch ist ja nicht nur Geist, er ist auch Verdauung. Und die Gemeinschaft der Menschen entsteht in den Gedanken, aber auch beim Waschen der müden Füße.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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