Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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7. Sonntag im Jahreskreis – Predigt in Oberndorf

17/02/2023 


Die Predigt zum Anhören

7. Sonntag im Jahreskreis
Predigt in Oberndorf im Spessart am 17. Februar 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Das hier ist kein Buch, das man einfach unter „B“ einordnet, „B“ wie Bibel. Das hier ist: das Wort Gottes, aufgeschrieben nach Menschenart. Dieses Buch hängt zwischen Himmel und Erde.

Die Heilige Schrift ist das Fundament unserer Kirche. Zusammen mit der Überlieferung, also mit dem, was zu allen Zeiten und überall geglaubt wurde. (Der Zölibat wurde nicht zu allen Zeiten und überall geglaubt; er ist nicht mehr als ein Brauch. Dass Frauen die Priesterweihe empfangen sollen, wurde bis jetzt nie und nirgends geglaubt. Es ist etwas ganz Neues. Und das ist ein echtes Problem für eine Kirche, die auf der Überlieferung gründet. Wie es zu lösen ist, weiß ich selbst nicht.)

Die Hl. Schrift und die Tradition: die Säulen der Kirche. Sie reichen von hier, von NN zurück über die Jahrhunderte bis hin zu denen, die dem Auferstandenen begegnet sind.

Wer um diese Dinge weiß, wird sehr ernst an die Bibel herantreten. Er wird das Buch öffnen und lesen. Heute schlägt die Kirche das Buch Genesis auf. Sie liest und trägt das Gelesene vor: der Moment des Hörens. Die Schrift und Sie. Die Heilige Schrift und ich. Wir zusammen und das Wort Gottes an uns.

Gelingen kann das nur, wenn wir das Buch ins Auge nehmen und uns selbst. Das ist vielleicht sogar der anspruchsvollere Teil. Die Bibel ist wie sie ist. Aber wir? Wer sind wir?

Sind wir Gierige, die sich aus der Bibel greifen, was ihnen schmeckt? Sind wir Gelangweilte, die alles längst besser wissen, besser als das alte Buch? Sind wir Suchende, die sich mühen, die Stimme Gottes zu hören?

Gerade vor der heutigen Lesung ist es wichtig, das im Blick zu haben. So vieles darin hört sich empörend an, überholt oder einfach falsch. Wer einzelne Sätze herausnimmt, wird finden, was heute alle ablehnen: „Seid fruchtbar, vermehrt euch…“ Ein Ärger für alle, die die Überbevölkerung der Erde fürchten. – „Alles Lebendige soll euch zur Nahrung dienen!“ Ein Skandal für alle Vegetarier und Veganer. Ist die Bibel damit für diese Menschen erledigt? – „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen.“ Predigt die Bibel Todesstrafe oder Blutrache? – „Nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.“ Aber ein Tsunami mit 100.000 Toten ist okay? Es braucht nicht viel, und die Lesung wird zu einem unbrauchbaren, skandalösen Text, der alles bestätigt, was die Leute von der Religion denken.

Verständlich, dass manche die Bibel retten wollen. Ihre Bibel. (Gehört die Bibel jemandem?) Wenn man einigermaßen geschickt ist, kann man den Text drehen, bis es passt. So werden die schlauen Leute zu Herren der Bibel. Sie halten das Buch in den Händen und behalten gleichzeitig ihre eigenen Ideen.

Ich misstraue meiner eigenen Lektüre. Ich sehe aber auch: Der Anfang und das Ende des Textes bilden eine Klammer um das ganze Allerlei. Am Anfang der Lesung steht: „Gott segnete Noah und seine Söhne“. Segen. Am Ende steht der Bund zwischen Gott, den Menschen und der ganzen Erde.

Was ist wichtiger, der Anfang und das Ende oder das Verschiedene, das zwischen beiden steht? Nicht alles in diesem Text hat den gleichen Rang. Segen und Bund sind wichtiger als etwa die Aussage über das Essen. Behalten Sie also von der heutigen Lesung zuerst dies: Segen und Bund. Segen über Ihrem Leben und Segen über der Erde.

Vorsichtig, aufmerksam, bescheiden… nur so gehen Sie richtig in die Nähe der Heiligen Schrift. Aber das reicht noch nicht. Gehen Sie nicht allein. Gehen Sie mit Christus in die Bibel hinein, besonders in die Bücher des Alten Testamentes. Christus ist es, der diese Texte interpretiert. Er richtet sie. Er richtet sie in die richtige Richtung. „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen.“ Die Befürworter der Todesstrafe können diesen einen Satz natürlich hernehmen für sich und rufen: Die Bibel will die Todesstrafe! Aber würden sie das dem ins Gesicht sagen, der das Kreuz auf sich nimmt? Dem, der vom Kreuz hinauf betet „Vater, vergib ihnen…“ Würden sie es wagen zu rufen: Jesus will die Todesstrafe?

Jede Bibel-Lektüre, die nicht im Gehorsam gegen Christus geschieht, geht fehl. Ohne Christus die Bibel lesen: So werden Sie vielleicht Expert*innen für irgendwas, aber ganz sicher keine Christen.

Was Sie in der Bibel finden, einzelne Sätze, Wörter, Ideen gehört nicht Ihnen. Stellen Sie alles, was Sie in der Bibel finden vor Jesus hin.

Wenn Sie es so machen, dann wird das, was Sie erkennen greifbar und ungreifbar zugleich, es wird beweglich, aber auch stark, flüchtig und ewig. Es wird lebendig. Der Heilige Geist ist der, der Leben schafft.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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