Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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GEBETSIMPULS – 5. Fastensonntag „Der Tod …“

29/03/2020 


Predigt 5. Fastensonntag: Der Tod hat nicht das letzte Wort

Lesungen: Röm 8,8-11; Joh 11,1-45

Von P. Robert Deinhammer, S.J.

Der christliche Glaube steht und fällt mit dem Glauben an die Auferstehung. Was kann man darunter verstehen? Nicht selten meint man, dass die Auferstehung der Toten ein wunderbares Ereignis ist, das irgendwann einmal nach dem biologischen Tod eintritt, in ferner Zukunft am Ende der Zeiten. In der Geschichte von der Auferweckung des Lazarus im heutigen Evangelium vertritt Marta offenbar genau diese Auffassung. Auf die Verheißung Jesu, dass ihr Bruder Lazarus auferstehen wird, sagt sie: „Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.“ Aber Jesus korrigiert sie und eröffnet ihr den wahren Sinn von Auferstehung, den man nur im Glauben erfassen kann: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“ Hier spielt Jesus auf zwei verschiedene Bedeutungsebenen von „Leben“ an: Einmal ist das ganz normale biologische Leben gemeint, das vergänglich ist; das andere Mal ist vom „ewigen Leben“ die Rede, das auch durch den biologischen Tod nicht aufgehoben werden kann. Und dieses „ewige Leben“ ist in Jesus zu finden, ja er selbst ist dieses Leben.

Wer an Jesus Christus glaubt und zu ihm gehört, hat auch Anteil an seinem ewigen Leben. Jesus nimmt uns hinein in seine Gemeinschaft mit dem Vater, er erfüllt uns mit seinem Heiligen Geist. Darin besteht unser ewiges Leben, in dieser Gemeinschaft mit Gott. Weil Gott in allem mächtig ist, kann nicht einmal der Tod uns aus der Gemeinschaft mit ihm herausreißen. Auferstehung ist also die Gemeinschaft des Menschen mit Gott angesichts des Todes. Unser Leben, das wir jetzt führen, wird in verwandelter Weise für immer in Gott geborgen bleiben. Der Tod hat nicht das letzte Wort, weil Gott ein Gott der Lebenden ist.

Wer so glaubt, für den ereignet sich Auferstehung bereits hier und jetzt. Das ewige Leben beginnt schon jetzt im Glauben an Jesus Christus. Aber unsere Gemeinschaft mit Gott fällt ebenso wenig wie Gott selbst unter Vorstellungskategorien, sie ist nur dem Glauben zugänglich, indem man sich der Botschaft Jesu anvertraut. Man kann vom ewigen Leben nur in Gleichnissen sprechen, die aus guter irdischer Erfahrung stammen: Liebe, Leben, Freude, Friede, gemeinsames Mahlhalten, Schönheit usw. werden zu schwachen Bildern, die etwas andeuten, was alles Begreifen unendlich übersteigt.

Jesus ist gekommen, um Sünde und Tod in ihre Schranken zu weisen. Der Sohn Gottes ist in unsere Todeswirklichkeit eingegangen, um den Tod zu entmachten. Er will unser ewiges Leben, das ist seine Sehnsucht und sein Auftrag vom Vater. Wer glaubt, dass Jesus für ihn die Auferstehung und das Leben ist, der kann in der Freiheit der Kinder Gottes leben, nicht mehr versklavt von der Angst um sich selbst. Alle Unmenschlichkeit in der Welt wurzelt ja in dieser Angst um sich selbst, die in unserer Todesverfallenheit ihre Grundlage hat. Durch Jesus werden wir von der Macht dieser Angst befreit.

Dietrich Bonhoeffer beschreibt das mit den folgenden Worten: „Wo der Tod das Letzte ist, dort verbindet sich die Furcht vor ihm mit dem Trotz. Wo der Tod das Letzte ist, dort ist das irdische Leben alles oder nichts. Das Trotzen auf irdische Ewigkeiten gehört dann zusammen mit einem leichtfertigen Spiel mit dem Leben, krampfhafte Lebensbejahung mit gleichgültiger Lebensverachtung. Nichts verrät die Vergötzung des Todes deutlicher, als wenn eine Zeit für die Ewigkeit zu bauen beansprucht und doch in ihr das Leben nichts gilt, wenn man große Worte spricht über einen neuen Menschen, eine neue Welt, eine neue Gesellschaft, die heraufgeführt werden soll, und wenn dieses Neue alles nur in einer Vernichtung dieses vorhandenen Lebens besteht.

Die Radikalität des Ja und Nein zum irdischen Leben offenbart, dass nur der Tod etwas gilt. Aber alles erraffen oder alles wegwerfen, das ist die Haltung dessen, der fanatisch an den Tod glaubt. Wo aber erkannt wird, dass die Macht des Todes gebrochen ist, wo das Wunder der Auferstehung mitten in die Todeswelt hineinleuchtet, dort nimmt man vom Leben, was es gibt, nicht alles oder Nichts, sondern Gutes und Böses, Wichtiges und Unwichtiges, Freude und Schmerz, dort hält man das Leben nicht krampfhaft fest, aber man wirft es auch nicht leichtsinnig fort, dort begnügt man sich mit der bemessenen Zeit und spricht nicht irdischen Dingen Ewigkeit zu, dort lässt man dem Tod das begrenzte Recht, das er noch hat.“

Jesus selbst ist unser Leben und unsere Auferstehung. Das ist unser Glaube. In diesem Glauben können wir getrost leben und getrost sterben, in dem festen Vertrauen, dass uns nichts scheiden kann von der Liebe Gottes.

Dazu segne uns der in allem mächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Den gesamten Text finden Sie auch hier als PDF!

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