GEBETSIMPULS – 4. Fastensonntag „Laetare“
4. Fastensonntag „Laetare“ Lesungen: Eph 5,8-14; Joh 9,1-41 Mit dem vierten Fastensonntag „Laetare“ haben wir die vorösterliche Bußzeit bereits zur Hälfte hinter uns. „Laetare“ bedeutet „freut Euch!“ Leichter gesagt als getan! Können wir uns freuen angesichts der Corona-Krise und ihrer Folgen, von denen wir noch gar nicht wissen, wie hart sie uns treffen werden? Viele Menschen leiden, sind krank oder isoliert, viele Menschen sterben. Das öffentliche Leben ist zum Stillstand gekommen. Es herrscht große Unsicherheit, die normalen Selbstverständlichkeiten geraten ins Wanken. Wie soll das alles weitergehen? Aber genau in dieser Situation dürfen wir es hören: Freut Euch! Besonders in Krisenzeiten zeigt sich ja die Kraft des Glaubens: Geschehe, was auch immer geschehen mag, wir sind und bleiben in Gottes guter Hand geborgen. Keine Macht der Welt kann dagegen ankommen. Im heutigen Evangelium geht es um Blindheit und um Heilung von der Blindheit. Jesus heilt einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Durch Jesus kommt Licht in das Leben dieses Menschen, er kann plötzlich die Dinge sehen, wie sie wirklich sind, nämlich im Licht des Glaubens. Jesus Christus selbst ist das Licht der Welt, das alle Finsternis durchdringt: Er schenkt uns Gemeinschaft mit dem Vater und lässt uns Anteilhaben an seinem Gottesverhältnis. Er zeigt uns, wie wir wirklich vor Gott stehen. Er befreit auch uns von der Blindheit, von dem Wahn, letztlich auf uns selbst und unsere eigenen Kräfte gestellt zu sein. Die Jünger meinen offenbar, dass die Blindheit des Mannes eine Strafe Gottes sei. Jesus sieht das völlig anders: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.“ Vielleicht geht es uns manchmal wie den Jüngern. Wenn wir uns als gesund und erfolgreich erleben, dann sind wir guten Mutes, dann denken wir, dass Gott es gut mit uns meint. Wenn wir dagegen krank und elend sind, dann ist Gott anscheinend in weiter Ferne. Die christliche Botschaft will uns von diesem unheilvollen Missverständnis erlösen. Auf Gottes Liebe ist immer Verlass, in guten und in schlechten Zeiten, im Glück und im Leid. Gottes Liebe kann man nämlich nicht einfach ablesen an unserem irdischen Wohlergehen, man muss sie sich gesagt sein lassen, von Jesus her, notfalls auch gegen allen Anschein. Aber wenn wir uns im Glauben diese Liebe gesagt sein lassen, wenn wir darauf vertrauen, dass wir in Gottes guter Hand sind und ewig bleiben, ändert sich auch unsere ganze Sicht auf die Welt, weil Tod und Vergänglichkeit dann nicht mehr das letzte Wort haben. Und das hilft uns auch, in den gegebenen Umständen das Notwendige, das Not-Wendende zu tun, weil wir nicht mehr beherrscht werden von der Angst, die uns entweder lähmt oder in Panik versetzt. Als Christen und Christinnen dürfen wir uns – trotz allem – freuen, nicht nur am vierten Fastensonntag, sondern an allen Tagen. Diese Freude mag ganz klein sein, unscheinbar und immer wieder angefochten. Aber aus dieser Freude heraus werden wir Zeugen einer Hoffnung sein, die über die derzeitige Krise und über alles Irdische unendlich hinausgeht. Robert Deinhammer, S.J. Den gesamten Text finden Sie auch hier als PDF!