Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest der Heiligen Schutzengel, 2. Oktober 2017

02/10/2017 


Zum Confiteor:

Nach altem Glauben sind die Schneeflocken, die in die Nacht sinken, die gefallenen Engel, die sich gegen Gott entschieden haben; der Tau, der frühmorgens an den Gräsern hängt, besteht aus ihre Tränen, den Tränen der gefallenen Engel, die ihre Sünde bereuen.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Flügelschnell“. So seien sie, die Engel: flügelschnell. Nur das sollen die Federn anzeigen, mit denen sie gemalt werden: ihre Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit des Himmels. Die Engel bewegen sich fort nicht durch Flügel, sondern durch die Kraft ihrer Gedanken, lehrt der hl. Thomas. Sie sind Geistwesen. Raum und Zeit und Körper halten sie nicht auf. Sie sind Blitze voller Ruhe, still.

Die Seraphim stehen für die ewige Bewegung, die Schnelligkeit, die Hitze und das Licht. Die Cherubim verkörpern das Wissen, die Wahrnehmung, den Empfang des Lichtes; die rätselhaften „Throne“ die Ruhe und Beständigkeit, – so anders als das Hin und Her dieser Welt.

„Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht“, heißt es in Lesung. Gleich zweimal wird es ausgesprochen: „Mein Engel wird dir vorausgehen.“ Der Schutz-Engel. Er geht uns voraus, und das heißt doch: Wir sehen sein Gesicht nicht. Das hat seinen Grund: Er schaut Gott an. Jesus selbst sagt es: „Die Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.“ Die Engel wenden ihren Blick nicht von Gott und gleichzeitig sind sie bei uns.

Um uns zu beschützen, zu bewahren? Ist das Ihr größter Wunsch: beschützt zu sein? Wirklich? Nur das? „Mein Engel wird dir vorausgehen.“ Sind es also die Engel, die uns in Bewegung setzen? Ist nicht dies das Schönste: bewegt zu sein? Der Schutz-Engel schützt nicht nur; er tut viel mehr: Er ermuntert zum Guten. Er ist der Beistand auf dem Weg zum Heil. Die Engel sind Inspirationen. Mächtige Geistwesen, die anregen, helfen, beschützen, führen. Mittler und Boten der Sorge Gottes für jeden Menschen. Bewegte, die bewegen. Die Engel bringen die Menschen in Bewegung.

Die Engel sind himmlische Gedanken. Bewegung, Weitung, Durchdringung, Ordnung. Was geordnet ist, ist also nicht starr. Es bewegt sich. Es fliegt. Die Ordnung fliegt. Ãœberirdisch schnell.

Dass wir die Engel so leicht vergessen, liegt nicht nur an uns. Sie sind so schnell, „die guten Engel“, sagt Meister Eckart, „die da stetig wirken in Gott und aus Gott empfangen und alle ihre Werke wieder in Gott zurücktragen und Gott von Gott in Gott empfangen.“

Er sagt auch, dass die Engelchöre „Gott umschließen“, ihren Schöpfer und Herrn. – Wie kann einer die Engel denken, ohne Gott zu denken? Wenn die Engel, die sie verehren, nicht von Gott kommen und nicht zu Gott führen, dann sind es die dunklen Engel. Die Gegner Michaels und seiner Scharen.

„Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte“, sagt Jesus. Er spricht also von der Ordnung des Himmels, – und von der Demut der mächtigen Engel. Die so groß sind wie Gestirne beugen sich liebevoll vor dem erlösten Menschen. Die Engel dienen der Erlösung. Sie bauen andere Welten. Die alten Geschichten erzählen davon.

Als die heilige Dorothea wegen ihres Glaubens hingerichtet werden sollte, brachte ihr ein Engel „in einem sternenbestickten Gewand“ Äpfel und Rosen aus dem Paradies. – Und in der Gralsgeschichte heißt es: „Gott unser Herr, der genau wusste, wie die Dinge gehen sollten, schickte seinen Engel zu Joseph von Arimathäa, um ihn zu trösten, wie es sich gehört, um ihm zu sagen, dass er sich keine Sorgen machen solle, denn Er würde ihn nie vergessen.“ – Und ein Text aus dem England des 12. Jahrhunderts: „Unser Herr tröstet die Seele mit dem Gesang der Engel. Dieser Gesang… ist geistig und über aller Vorstellung und Vernunft. Man kann ihn in der Seele fühlen und wahrnehmen, doch man kann ihn nicht zeigen.“ Andere Welten…

„Gott vergisst dich nicht!“, sagt uns der Schutzengel. Also „achte auf ihn, und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen…“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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