Italien: Lage nach Erdbeben nach wie vor dramatisch
Nach wie vor für viele Rückkehr in eigene Häuser unmöglich – Einsturzgefahr durch Nachbeben Wien, 28.12.2016 (KAP) Knapp zwei Monate nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien ist die Lage weiterhin dramatisch. Auch nach Weihnachten seien noch viele Menschen weit von einer Rückkehrmöglichkeit in ihre Häuser entfernt, berichteten Mitarbeiter des Malteser Hospitaldienstes Austria, die kürzlich vor Ort waren, gegenüber „Kathpress“. Die Begutachtung der Häuser durch Sachverständige gehe nur schleppend voran, und noch immer campierten Menschen in Zelten oder Wohnwägen auf ihren Grundstücken. Immer wieder komme es auch zu Plünderungen. Zwei Sachverständigen-Teams sind zur Zeit in Italiens Erdbebengebieten unterwegs und untersuchen Häuser. Sie entscheiden, ob ein baldiger Wiedereinzug der Bewohner möglich ist oder ob die Häuser zuvor saniert oder ganz abgerissen werden müssen. Eine vorschnelle Freigabe der Häuser halten Experten für „fahrlässig“, berichtete Gabriel Maria Hofstätter. Hinter kleinen, scheinbar oberflächlichen Rissen im Mauerwerk versteckten sich oft gravierende Schäden an der Bausubstanz, die bei entsprechenden Nachbeben zu weiteren Einstürzen führen könnten. Eine Woche lang war Hofstätter mit einem Kollegen in San Severino im Katastropheneinsatz – eine Woche, in der es täglich bis zu 30 Nachbeben gab, die auf der Richterskala mit 2 bis 4 ausschlugen. Zurzeit lebten viele der Betroffenen noch in den zu Schlaflagern umfunktionierten Schulen und Veranstaltungshallen. Diejenigen, die weiterhin nicht in ihre Häuser zurückkehren können, werden künftig vorübergehend in Hotels an der Küste untergebracht. Aber auch das sei nur eine vorübergehende Lösung, so Hofstätter; denn spätestens im März kommen die Touristen zurück, dann müssten die Erdbebenopfer die Zimmer wieder räumen und in das Erdbebengebiet zurückkehren. Somit seien auch die Einsätze der Hilfskräfte und Malteser im Katastrophengebiet noch nicht abgeschlossen. Das Erdbeben habe auch Konflikte ans Tageslicht gebracht und verstärkt, die bereits zuvor im Untergrund bestanden hätten, wies Hofstätter hin. Fälle von Plünderungen und Kleinkriminalität in den betroffenen Regionen häuften sich. Wer es sich leisten könne, ziehe weg. Zurückblieben vor allem die ärmere Bevölkerungsschicht, Flüchtlinge und Migranten. Die Hilfe seitens der Regierung sei nur schleppend angelaufen. Im Moment seien es vor allem NGOs, die das Chaos im Zaum hielten, so Hofstätter. Die Malteser aus Österreich betreuen im provisorischen Versorgungslager die Essensausgabe mit rund 1.000 Mahlzeiten pro Tag und kümmern sich auch um Reinigung bzw. die Müll-Entsorgung. Bei Bedarf werden sie kurzfristig auch für logistische Aufgaben in anderen Bereichen eingesetzt. Die Österreicher arbeiten eng mit Kollegen vom italienischen Malteser Hilfsdienstes CISOM, mit dem Roten Kreuz und dem Katastrophenschutz zusammen.28.12.2016 – Artikel von KathPress.at – Italien: Lage nach Erdbeben nach wie vor dramatisch