Gedanken zur Fastenzeit
Die Fastenzeit ist auch für nicht religiöse Menschen ein immer willkommenerer Anlass den Alltag zu unterbrechen, um sich zu besinnen und um die persönlichen Prioritäten zu evaluieren und sich auf diese zu fokussieren. Man nimmt die Fastenzeit oft auch als guten Anlass auf schlechte Angewohnheiten zu „verzichten“ und sich diese dadurch bewusst abzugewöhnen. Ob wir uns in der Fastenzeit auf das Osterfest vorbereiten, oder bloß einem Brauchtum oder Trend folgen, eines ist gewiss: Wer es ernst meint, hat eine harte Zeit vor sich. 6 Gedanken zur Fastenzeit für ein gutes Gelingen bei der Einhaltung der Fastenvorsätze: Klassisch versteht man unter der Fastenzeit den Verzicht auf Speisen. Man hat sich früher nur einmal am Tag gesättigt, das meist mit einer kräftigen Suppe oder anderen bescheidenen Mahlzeiten. Dies gilt auch heute noch für strenge Fasttage. Inzwischen bedeutet die Fastenzeit aber für viele Christen, bewusster Verzicht auf etwas, das einem persönlich im Alltag bedeutsam ist. Der Kreativität ist dabei kaum eine Grenze gesetzt. Die heutige Fastenordnung, die seit dem 2. Vatikanischen Konzil gilt, schreibt Gläubigen nur mehr zwei strenge Fasttage vor: Aschermittwoch und Karfreitag. Die Abkehr von den Alltagsdingen soll zugleich eine Hinwendung zu etwas Anderem sein. So wie nach der Stille der Kartage die Glocken und Orgel im Gloria der Osternacht, in einem ungleich schöner empfundenen Klang erschallen. Das Ziel vor Augen, kann uns in schwachen Momenten helfen konsequent zu bleiben, wie zum Beispiel ein Apfel statt dem Burger, ein Buch statt dem Fernseher oder die Tasse Tee statt der Tasse Kaffee. Natürlich, das Ziel der Fastenzeit ist Ostern, aber aus psychologischer Sicht ist eine durchgehaltene Fastenzeit auch ein Erfolgserlebnis. In uns Menschen kann das neue Energien freisetzt. Somit geht es also in der Fastenzeit nur vordergründig um eine Einschränkung, denn indem ich eine gewisse Zeit auf etwas verzichte, gewinne ich etwas Neues und viel Größeres. Das kann eine größere innere Ruhe, Ausgeglichenheit oder Freiheit sein, oder auch eine Kurskorrektur auf meinen Lebensweg. Vielleicht auch eine neue Perspektive und Sichtweise auf den Glauben. Die Bibel erzählt uns, dass Jesus selbst vom Heiligen Geist für 40 Tage in die Wüste geführt und dort vom Teufel in Versuchung gebracht wurde. Auch für uns heute gilt: Gott ist bei uns, jeden Moment. Viele Menschen nützen die Fastenzeit als eine Art zweite Chance für längst gebrochene Neujahrsvorsätze. Wichtig ist dabei: Verzichten sie nur auf etwas, wenn sie wirklich das Ziel haben den Verzicht durchzustehen. Nehmen sie sich lieber weniger vor, als nach kurzer Zeit wieder in alte Muster zu verfallen und das Gefühl des „gescheitert seins“ zu erleben. Während der Fastenzeit geht unser Alltag ja gewohnt weiter: Job, Familie, Verpflichtungen. Sich alles auf einmal abzugewöhnen, täglich frisch zu kochen, täglich eine Stunde laufen gehen, etc., wird nicht funktionieren. Bleiben sie realistisch und behalten Sie den Sinn der Fastenzeit im Kopf. Wer sich aufgrund des krampfhaften Durchhaltens nur deshalb auf Ostern freut, weil er dann dies- oder das endlich wieder darf, kann sich wohl kaum in der Andacht auf das Ostergeschehen vorbereiten. Jesus sagt uns im Matthäusevangelium: „Wenn du fastest, mach kein finsteres Gesicht wie die Heuchler…salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest…denn Gott sieht auch im Verborgenen dein Fasten“. Der Spruch „Bier, Schnaps, Wein, Hauptsache es muss fleischlos sein“, oder Kuchen als Fastenspeise sind faule Tricks. In vergangenen Zeiten war man noch viel einfallsreicher als heute damit, sich über die Fastenzeit hinweg zu schummeln. Tatsächlich wurde vor Jahrhunderten Bier zum Fastengetränk erklärt. Dies geht auf die Legende zurück, bei der Mönche Bierfässer nach Rom transportierten, deren Inhalt auf der langen Reise verdarb. Bei dem abscheulichen Geschmack soll der Papst es als Fastengetränk genehmigt haben. Auch die Köche waren einfallsreich, so hat man in Ravioli Fleisch versteckt im Glauben, dass der liebe Gott das nicht sehen würde. Auch wenn die Kirche das Fasten für jeden Gläubigen vorsieht, gibt es gewisse Ausnahmen. So sind zum Beispiel Kinder unter 14 Jahren oder Personen ab 60 Jahren von den strengen Fasttagen ausgenommen. Erwachsene die krank sind, oder sich auf Reisen befinden sind ebenfalls vom Fasten ausgenommen. Sicherlich macht es aber Sinn, auch Kinder mit dem Verzicht auf Süßigkeiten oder Fernsehen auf die Fastenzeit hinzuführen. Gerade Kinder haben ein sehr verantwortungsbewusstes Gefühl dafür, was sie in ihrem Rahmen beitragen können. Dieser Satz des Aschermittwochs, soll unser Leitfaden in der Fastenzeit sein. Vielleicht ist die Fastenzeit für unser Umfeld am Arbeitsplatz oder auch im Freundeskreis bedeutungslos, doch umso mehr soll uns dieser Satz dann im Herzen begleiten. Unser Verzicht ist ein selbstgewählter und wir wollen durchhalten. Nach 40 Tagen kommt das Osterfest, dann ist alles wieder vorbei. Oder fängt mit Ostern nicht eigentlich alles erst an?Fasten, aber was?
40 Tage Weg und Ziel
Realistisch bleiben
Fastengetränk Bier
Verantwortung
„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“