Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Zweite Woche der Fastenzeit, Montag, 1. März 2021

01/03/2021 


Die Predigt zum Anhören

Zweite Woche der Fastenzeit, Montag, 1. März 2021 – (Lesungen vom Donnerstag derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt.“ Ihnen zu vertrauen, Ihnen, schwachem Fleisch, das wäre also eine fluchwürdige Tat? Ich habe mich bis heute nie gefragt, ob ich Ihnen vertraue und wie weit dieses Vertrauen wohl gehe. Ich lasse mein Tagebuch offen liegen, aber nicht, weil ich den Menschen vertraue, sondern weil ich den, der darin läse, für eine erbärmliche Figur hielte. Das ist Verachtung, nicht Vertrauen. Und nun kommt die Hl. Schrift und fragt mich: Vertraust du? Auf was vertraust du?

Gar nicht so selten begegnet man für einen flüchtigen Moment einer jungen Frau oder einem jungen Mann und versteht in der Sekunde, was das ist: Vertrauen in die eigene Jugend und Schönheit. Wenn aber ein 40-jähriger Mann immer noch vor allem auf seine Schönheit vertraut, ist das nur mehr albern. Wenn eine 50-jährige Frau auf ihre Jugend vertraut statt auf ihren Charme, ihren Geist oder ihr Herz, dann irrt sie sich einfach. Auf Schönheit und Jugend zu vertrauen, ist nur ganz wenigen und ganz kurz erlaubt.

Also besser dem Geld vertrauen? Nichts gegen die beruhigende Wirkung von eigenen Zinshäusern, aber kommt sie wirklich an gegen die Lehre der Geschichte? Die Geschichte erzählt von so vielen Menschen, die in schwindelerregendem Reichtum begannen und in grotesker Armut endeten. Alles Vertrauen in den Besitz zu setzen, ist also töricht.

Darf man auf einen großen Namen vertrauen? Eine Strecke weit sicher, aber man sollte schon wissen, dass ein großer Name hier tausend Kilometer weiter nur in sehr seltenen Fällen immer noch groß ist.

Dem eigenen Verstand vertrauen? Ich beobachte mich beim Studium einer Gebrauchsanweisung und verstehe in der Sekunde, dass man dem eigenen Verstand nicht allzu sehr vertrauen sollte.

Den Verbindungen, Bekannten, Geschäftspartnern vertrauen? Die österreichische Aktualität zeigt wöchentlich, dass das ein Mann nicht tun sollte.

Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt.“ Alles ist vergänglich, alles ist relativ. Gott nicht. Nüchtern betrachtet ist also allein das Gottvertrauen intelligent.

Einwand: aber das Selbstvertrauen!? Warum soll der Mensch einem Gott vertrauen, den es vielleicht gar nicht gibt und nicht vielmehr sich selbst? Allein sich selbst! Die Welt wird derzeit von Männern regiert, die sich selbst vertrauen. Nicht Gott, nicht ihrem Geist, nicht ihrer Herkunft, ganz sicher nicht ihrer Schönheit, sondern einfach sich selbst. Dementsprechend sieht die Welt aus.

Schüchterne, zweifelnde, kleinlaute, verkrampfte Menschen können eine Plage sein; eine selbstbewusste, souveräne Frau ist ein prachtvolles Glück. Aber das selbstgemachte Selbstbewusstsein ist halt sehr oft nur ein aufgeblasener Ochsenfrosch. Selbstbewusstsein schimmelt schnell. „Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich“, weiß die Bibel. Die meisten anderen wissen das nicht und wiegen sich in falscher Sicherheit. Die meisten treten nie drei Meter zurück und betrachten sich selbst aus der Ferne, nüchtern und schonungslos. Die meisten Selbstbewussten wissen gar nicht, dass sie in Wahrheit ein Abgrund sind.

Mein Lieblingsbeispiel um Ihnen zu erklären, was ich meine: die gute Tat. Natürlich ist es gut, Kranke zu besuchen oder Geld zu spenden oder ehrenamtlich zu arbeiten. Objektiv ist es gut; die Tat allein für sich ist gut. Der Mensch, der sie tut, noch lange nicht. Ich erzähle zum Beispiel gerne, dass ich mühsame Kranke besucht habe. Damit man mich für einen guten Priester und einen guten Malteser hält. Mein arglistiges Herz redet mir also ein: Du bist echt okay. Aber in Wahrheit bin ich nur auf Beifall aus. Die anderen wissen es nicht, weil die Leute nur glauben, was sie glauben wollen; sie schauen nicht hin. Der Vater aber, „der auch das Verborgene siegt“, der weiß es. Er kennt mich.

„Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren.“ Aufs Erste kann das Angst machen, unbehaglich sein. Aber irgendwann versteht man hoffentlich, dass dies das wahre Glück ist: erkannt zu werden. Verstanden zu werden, durch und durch.

Die Antwort darauf ist das Vertrauen. Gott vertrauen, ist kein wohliges Gefühl. Wir werden nie mehr das Baby an der Brust der Mutter, das wir einmal waren. Gottvertrauen ist eine klare, erwachsene Entscheidung. Besser: Tausende von Entscheidungen. Immer und immer wieder entscheide ich mich, Gott nicht zu verdächtigen, Gott gegenüber nicht misstrauisch zu sein. Gottvertrauen ist Entscheidung und Hoffnung und Gehorsam.

Heißt Gott vertrauen darauf vertrauen, dass Gott schon alles richten wird? Nein, es heißt gehorsam sein und handeln. Gott vertrauen heißt, mit ihm rechnen. Unser Leben mit ihm, nicht ohne ihn leben.

„Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist… Er hat nichts zu fürchten, wenn die Hitze kommt.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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