Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Lange Nacht der Kirchen, 25. Mai 2018 – Hl. Papst Gregor VII. Die Verteidigung des Glaubens

25/05/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Mehr Toleranz, mehr Buntheit, viel mehr Geschwisterlichkeit, – und alles wird gut. Das Leben wird schön. Die Kirche wird, wie wir sie uns wünschen.

Ich sage Ihnen einen anderen, viel kürzeren Weg zu einer Kirche, wie wir sie gerne hätten: Schaffen Sie Christus fort! Mit anderen Worten: Nehmen Sie das Absolute weg und lassen das Relative da. Machen Sie Christus zu einer Figur der Geschichte: damals, Nazareth, eine Erinnerung, fern, tot – und nicht Christus jetzt, hier, lebendig. Leugnen Sie die Gleichzeitigkeit von Jesus und uns. Was ganz vergangen ist, ärgert keinen mehr. Christus fern und weg, – Ärgernis weg. Wo aber das Ärgernis wegfällt, fällt auch der Angriff. Es gibt nichts mehr anzugreifen. Wo aber nichts mehr anzugreifen ist, da ist auch nichts mehr zu verteidigen. Wo aber nichts mehr zu verteidigen ist, da kann sich der Souveräne Malteser-Ritter-Orden auflösen. Er kann gehen. Oder vorsichtiger gesagt: Er kann sich um die Kranken und Armen kümmern, aber die „Verteidigung des Glaubens“, die er sich über die Jahrhunderte hin ebenfalls auf die Fahnen und Schilde geschrieben hat, die kann er lassen.

Wer allerdings verstanden hat, dass das, was wir durch und durch kennen, nicht Gott sein kann – denn Gott kann nicht gekannt werden: „Die direkte Kenntlichkeit ist Heidentum“ (Kierkegaard) – ; wer überzeugt ist, dass das Christentum das Absolute darstellt, Christus nämlich und dass Christus jetzt ist, hier, und dass es ein Christentum ohne Ärgernis nicht geben kann (haben Sie sich noch nie an einem Wort Jesu gestört? Nein? Dann läuft etwas gewaltig schief), wer also verstanden hat, dass Christus immer ein Ärgernis ist, der erkennt: Angriff wird sein. Verteidigung wird sein.

Der Glaube ist bedroht seines Zentrums wegen. Ein Angriff auf den Besitz der Kirche ist nichts. Der Angriff auf Personen der Kirche ist nichts. Wir können sitzen bleiben mit übereinander geschlagenen Beinen. Aber wenn die Wahrheit angegriffen wird, Christus, wenn der Mensch angegriffen wird, die Armen, die Söhne oder Töchter Gottes, dann gilt es sich aufzustellen. Bewaffnet. Mit „den Waffen des Lichtes“ (Röm 13,12). Und die Waffen zuerst gegen uns selbst zu richten. Denn unser Egoismus ist der erste Angriff auf den Glauben, unser Misstrauen ist ein Angriff auf den heiligen Glauben. In unserem Herzen beginnt es, denn dort beginnt die Lieblosigkeit dieser Welt. Der erste Angriff auf den Glauben findet immer in Inneren statt, in uns selbst. Der Islam, die dekadente westliche Welt, der Kommunismus, den Relativismus, alles, was schlichtere Geister als „Feind“ des Christentums ausmachen: Das sind nicht die schlimmsten Feinde. Der schlimmste Feind ist das träge, böse Herz. Gegen das eigene Herz muss der Ritter sich zuerst verteidigen.

Was ist der Glaube? Zuallererst: ein Geschenk. Das jedem Menschen angeboten wird. Wer an die Liebe glaubt und diesen Glauben durchs Leben behält, trotz allem, der wird gerettet. Der Glaube ist ein Geschenk des Heiligen Geistes an uns, – nicht unsere Leistung, nicht unser Produkt, nicht unser Besitz. Im Ordensgebet nimmt sich der Ritter vor, „den Glauben entschlossen gegen alle Angriffe zu verteidigen.“ Ein Geschenk wird verteidigt?? Der Heilige Geist wird verteidigt? Die Gnade? Sie merken, dass das nicht stimmen kann. Gott lacht, wenn Menschen ihn verteidigen.

In ihrer Geschichte haben die Ritter den Besitz des Glaubens verteidigt, Kirchen, Klöster, Hospize, das Abendland, die Armen. Oder die Träger des Glaubens, Pilger, Kranke, Katholiken. Aber kann man den Glauben selbst verteidigen? Jenen inneren Akt des Vertrauens, in dem der Mensch sagt: „mein Herr und mein Gott“? Glaube ist Lieben und Schauen. Diese aber sind kein Kampf, sondern Frieden.

Wer den Glauben verteidigt, kämpft nur in den Vorhöfen des Heiligtums. In der zweiten Reihe. Er lebt im Missverständnis. Gott ist ein Missverständnis. Die Kirche ist ein Missverständnis. Weil wir hier nie zur vollen Wahrheit vordringen. Bei beiden, Gott und Kirche, ist unser Wissen geringer als unser Nicht-Wissen. Und genau deswegen ist Kampf. Die Kirche (dort, wo sie heilig ist) kämpft um Wahrheit, um Leiden. Um die Liebe, die viel mehr ist als das Glück. Sie kämpft mit diesem Waffen: das gute Beispiel, das Wort, die Geste. Ihre Waffen sind Trost, Klarheit, Mut. Was der Orden der Ritter für die Armen tut, ganz praktisch, ist schon Verteidigung des Glaubens. Mehr muss er gar nicht tun.

„Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen“, heißt es in der Lesung zum heutigen Fest Gregors VII. Die Kirche hat so viele Gegner gesehen. Den Staat und seine Anmaßung, damals. Den Kommunismus, der allen das Glück garantiert: Ihm stellt sie den Schmerz der Menschen entgegen und die Würde des Schmerzes. Sie sieht den Kapitalismus, der allen Profit verspricht. Ihn wehrt sie ab dem Glück des Verzichtes und mit Menschenliebe. Die in den eigenen Reihen, die sich dem Kitsch ergeben in Musik, Frömmigkeit, Denken, schlägt sie mit Schönheit. Der Kunst, die mit der Auflösung spielt, hält sie entgegen: Form! Den Konservativen: Aufbruch! Den Progressiven: Treue! So viele Gegner, so viele Kämpfe…

Der erste, eigentliche Kampf aber wird innerlich geführt. Hier gibt es nur eine einzige Waffe: Heiligkeit. Was ist Heiligkeit? Übereinstimmung mit Gott, schwebend, immer suchend, immer neu. Die wahre, erste Verteidigung des Glaubens ist also nicht das gute Beispiel, schon gar nicht die Diskussion oder die Polemik. Es ist die Freundschaft mit Gott.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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