Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

5. Sonntag im Jahreskreis (B), 3./4. Februar 2018

04/02/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was machen Sie so in der Früh? Rechner an? Kaffee? Zeitung? Zigarette? Situps? Ein Vaterunser? Zähneputzen?

„Frühmorgens, als es noch dunkel war, stand er auf und begab sich an einen einsamen Ort. Um zu beten.“ Von jeher ist mir dieser Satz unangenehm. Ich drücke mich beim Predigen um ihn herum, spreche lieber von geheilten Schwiegermüttern und benachbarten Dörfern. Warum?? Ist es, weil mich von jeher die Nacht beflügelt und der frühe Morgen bedrückt? In keinem Moment des Tages wird mir die Einsamkeit so spürbar wie frühmorgens, wenn es noch dunkel ist. Oder ist es, weil ich spüre, weiß: Gerade so müsste ich auch beten – und es nicht tue? Wie auch immer: Irgendwann muss man sich stellen. Irgendwann muss ein Christ sich dem Evangelium stellen. Sie müssen sich Jesus stellen – und sehen und aushalten, was passiert. Das nennt man „Umkehr“.

„Frühmorgens, als es noch dunkel war, stand er auf und begab sich an einen einsamen Ort, um zu beten.“ Der Satz steht in der Mitte dieses Evangeliums. Vorher Hektik, nachher Hektik: „Man brachte alle Kranken zu ihm“ – „Simon und die anderen eilten ihm nach“ – „alle suchen dich!“ Doch im Zentrum: Stille. Stille und Einsamkeit. Jesus betet. Dieser Mann, der heilt, aber auch schlägt, das Böse nämlich, der austreibt, der predigt, aber auch verbietet, der herumzieht, dieser Mann betet auch.

Wenn Beten bedeutet, mit Gott sprechen, was ist dann das Gebet Jesu? Des Mannes, der wahrer Mensch ist und wahrer Gott? Was ist das, das Gespräch zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn? Wir wissen, um was Jesus betet: um das Reich Gottes. Darum, dass geschehe, was der Vater will. Aber die Tiefe, die Intensität, die Liebe darin ist unvorstellbar.

Vielleicht genügt es zu wissen: Jesus betet und will, dass wir auch beten. Beten Sie? Wann? Was? Und, ja, wie lange? Wie oft? Worum beten Sie? Und wie geht das, Beten? Sofort frage ich mich: Darf ich überhaupt darüber reden, ich?

Schon dieses kurze Evangelium ist eine Schule des Betens. Das Erste: Der Moment des Gebetes ist anders als die anderen Momente des Tages. Der Tag Jesu ist offenbar sehr dicht, bewegt, sogar hektisch. So viele Menschen, die alle etwas wollen. Das Gebet ist die Alternative zu diesem Wirbel. Das Gebet ist der Unterschied, manchmal sogar der Gegensatz zum Tag.

Das Zweite: Zum Gebet braucht es Entschluss und Aufbruch. Beten geht nicht einfach so. „Frühmorgens, als es noch dunkel war, stand er auf…“ Jesus entscheidet sich zu beten: Jetzt!

Das Dritte: Einsamkeit. Sie können natürlich zusammen mit anderen beten. Wir hier tun das gerade. Aber Manches kann man nicht in der Gruppe klären, die Ehe zu dritt ist eine Illusion und eine Zumutung: Wir brauchen die Zweisamkeit. Und für die Zweisamkeit des Gebets braucht es die Einsamkeit. Den Mut, allein zu sein.

Das Vierte: Es ist nicht gesagt, um was Jesus betet. „Und er begab sich an einen einsamen Ort, um zu beten.“ Mehr steht da nicht, und schon das ist eine Lehre: Gebet ist mehr als eine Erledigung, mehr als ein Geschäft. Die meisten Menschen beten um dies und das; sie haben konkrete Anliegen. Wie aber ist es um eine Beziehung bestellt, in der es immer nur um Anliegen geht, immer nur darum, was der eine vom anderen will. Ist Liebe so?

Für ein Paar ist es wichtig, dass beide mit einander reden; worüber ist zweitrangig. Nicht worum wir beten, ist das Wichtigste, sondern dass wir beten. Beten heißt nämlich, sich Gott zuwenden. Von sich selbst wegtreten und auf Gott zugehen. Und dann: warten. Manchmal Reden, manchmal Hören, manchmal gar nichts: nur da sein, „an einem einsamen Ort“.

Die Kirche ist ein Ort der Einsamkeit. Die Einsamkeit ist immer da, sogar wenn das Haus voll ist. Die Einsamkeit des Priesters, des Tabernakels oder des verzweifelten Beters. Und die Einsamkeit Jesu: all die Tage und Nächte…

Deswegen rate ich Ihnen, bitte ich Sie sehr: Kommen Sie hierher, untertags, in der Woche, für ein paar stille Minuten. Wir reden oft vom Missionieren, davon, mehr Menschen für den Glauben zu gewinnen. Ich sage Ihnen: kein Zeugnis wirkt anrührender als dieses: in die Kirche zu kommen – und zu sehen: Da sind auch andere. Stille, freiwillige, dankbare Einsame für ein paar Momente. Einsam mit Gott. So wie Jesus, am frühen Morgen, als es noch dunkel war.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X