Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest der Gottesmutter, 1. Jänner 2018

01/01/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Eine erstaunliche Frau! Das erste Wort, das von Maria überliefert ist: eine Frage. „Wie soll das gehen?“ Die junge Frau befragt den Boten Gottes! Sie stammelt nicht, sie säuselt nicht fromm: Sie fragt nach. Das dritte Wort, das wir von ihr kennen: „Der Mächtige hat Großes an mir getan. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ Ein stolze Frau, klarsichtig, kämpferisch: Maria.

Das zweite Wort aber, zwischen dem ersten und dem dritten, lautet: „Mir geschehe.“ – „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ Und nun zu Ihnen. Was sagen Sie? Sie sagen: „Vater unser… dein Wille geschehe.“ Sie sagen es immer und immer wieder. „Mir geschehe“ und „dein Wille geschehe“: Wo ist der Unterschied? Sie sagen das Gleiche wie Maria. Sie wünschen sich, dass der Wille Gottes geschehe. Jedenfalls sagen Sie das.

Was ist das, der Wille Gottes? Was will Gott? Dass alle Menschen das eine, heilige Volk Gottes werden; dass sich in der ganzen Schöpfung nur das Gute findet; dass sein Reich wie im Himmel so auch auf der Erde sei, schon jetzt.

Bei Maria ist das so. In ihr ist nur Gutes; sie ist der Anfang des heiligen Volkes (das Volk Gottes beginnt mit einer jungen Frau!); in Marias Seele ist schon jetzt der Himmel. Und bei Ihnen? Ähnlich. In dem Moment, als Sie getauft wurden, in dem Moment, wenn Sie in der Beichte von Christus frei gesprochen werden, bei jeder würdigen, reinen Kommunion, immer dann, wenn Sie etwas wirklich bereuen, wenn Sie wirklich lieben, immer dann ist das Reich Gottes in Ihnen. Und will wachsen.

„Mir geschehe“, „Dein Wille geschehe“ – wer das sagt, wünscht sich, dass der Wille Gottes geschehe. Ganz einfach. Er lässt sich auf Gott ein. Es geht eher um Vertrauen als um Gehorsam. Es geht um eine Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Um Freundschaft.

Wenn mehrere zusammen zu Gott sagen „Dein Wille geschehe“, dann werden auch sie eine echte Gemeinschaft. Wenn der neben mir Gott bittet „Dein Wille geschehe“ und ich das höre (und Sie hören es!), dann muss ich doch helfen, dass im Leben meines Nächsten der Wille Gottes geschehen kann. Der Nächste wird wichtig für mich. Gott ist mein Vater und Gott ist sein Vater. Maria weiß, dass ihr Schicksal Folgen für viele andere Menschen hat. „Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.“ Die Gemeinschaft der Kirche.

Der Christ strebt danach, den Willen des Vaters so gut wie möglich zu erfüllen. Er weiß: Wenn Gottes Wille mehr und mehr geschieht, gewinnt die Welt an Verbindung zum Himmel. Wenn wir zusammen beten „Dein Wille geschehe“, dann bitten wir darum, dass alle die Gebote Gottes halten, alle zum Lob Gottes gelangen.

Wir gestalten also die Welt! Wer so betet, hat mehr Einsicht, mehr Willen, mehr Weitblick, mehr Gestaltungskraft, mehr Vertrauen als jede politische Partei. ÖVP, FPÖ, SPÖ – wie lange gibt es die schon? Und wie lange gibt es diese Gemeinschaft hier? Das sollte Ihnen zu denken geben. Maria hat weltweit und geschichtsweit mehr Herzen bewegt als Napoleon, Hitler, Mao und Stalin zusammen. Die unzähligen Klosterfrauen, die Jahrhunderte lang die Kranken gepflegt haben um Gotteslohn, haben die Welt mehr verändert als jeder Prinz Eugen. Weil sie ehrlich gebetet haben: „Dein Wille geschehe!“

Denken Sie also nicht, wir feierten heute fade, kleine Frömmigkeit. Maria sagt: „Mir geschehe“; Sie sagen: „Dein Wille geschehe.“ Das sind Kampfrufe! Das ist Vertrauen und Kraft. Das ist groß.

Und wo es groß ist, da geht es zu. Das ist nun einmal so. Jesus, Maria, jeder hier, der seine Kranken pflegt oder eine schwierige Beziehung liebevoll aushält, alle wissen, dass es nicht leicht ist, sich Gott anzuvertrauen. Es ist nicht leicht, aber es ist sicher gut. 

Und das Gegenteil ist schlecht. Der Wille Gottes ist gut, denn Gott kann nichts Böses wollen. Wir werden das einsehen… Sünde bedeutet, nein zu sagen zu dem, was Gott will. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Er will auch, dass alle unsere Handlungen gut sind. Wenn ich sündige, wird also etwas, das Gott gewollt hat, nicht geschehen. Die Sünde nimmt der Schöpfung insgesamt etwas Gutes weg; etwas, das hätte sein können, aber nicht sein durfte, weil ich gesagt habe: „Nein, dein Wille geschehe nicht.“

Die Liturgie stellt Maria an den Anfang des neuen Jahres. Weil, wer auf diese Frau schaut, leichter Vertrauen fassen kann, sich entschließen kann, leichter handeln kann. Sie ist Vorbild und Helferin. Und, so oft!, Trösterin.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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