Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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27. Sonntag im Jahreskreis (A), 8. Oktober 2017

08/10/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Richtet!“ – „Richtet zwischen mir und ihnen!“ Auf welcher Seite werden Sie stehen? Sie, die Mailberger mit Ihren Weingärten. Sie müssten diesen Gott doch verstehen. So viel Sorgfalt. So viel Liebe. So viel Geduld. So viel Hoffnung. Umgraben, entsteinen, bepflanzen. Aber nichts. „Saure Beeren.“ Ein Jahr Arbeit, eine ganze Reihe von Jahren so viel Arbeit, – und dann nichts. Keine Ernte. Nichts Gutes. Nur Rechtsbruch und der „Schrei des Rechtlosen“.

So viele Messen, so viele Evangelien, so viele Taufen, Kommunionen, Beerdigungen… und dann nichts. Saure Beeren. Wenn Gott durch diese Straßen und Gassen ginge und hinblickte auf die Menschen: süße Trauben oder saure Beeren?

Ich rede nicht von meiner Arbeit oder der des PGR oder der Helfer in Mailberg. Ich spreche von Gott selbst. Es ist nur wenigen klar (obwohl es allen klar sein könnte!), dass jede Messe, jede Taufe, jede Beichte eine Arbeit Gottes ist. Gott gräbt um, entsteint, bepflanzt, Gott ist da, Gott bietet an, Gott wartet, Gott hilft. Aber nichts. Nichts als saure Beeren. Die Leute merken es noch nicht einmal. Nichts ändert sich. Das Recht wird weiter gebrochen. Das Recht Gottes.

Da wirft Gott alles hin. „Entfernen will ich, einreißen, zertreten. Zu Ödland soll dieser Weinberg werden. Den Wolken will ich verbieten, ihm Regen zu spenden.“ Gott vernichtet sein eigenes Werk. Die Liebe schlägt um in Zorn und Zerstörung. Verbrannte Erde. Da wird nichts wieder gut. Die Lesung aus dem Propheten Isaias erinnert mich an das schreckliche Wort Jesu: „Wer nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat“ (Mt 13,12; 25,29). So viele haben zu wenig. Ein paar Kerzen aufgesteckt, ein paar Christmetten, was ist das für Gott? Süße Beeren?

Diese Lesung wirft das Bild von Gott über den Haufen. Da gibt es keinen ewig langmütigen, gleichmütigen, gleichgültigen, fernen, faden Gott. Da ist Leidenschaft. Es geht hier um Liebe, – wie kann da einer erwarten, dass alles ruhig geht und glatt? Es geht hier um Liebe, also auch um Zorn und Schmerz und Rache und Versöhnung.

Mich erschreckt dieser Gott. Mich rührt dieser Gott. Mir gefällt dieser Gott. Ich will keine langweiligen Heiligen, keine langweiligen Männer und Frauen und keine langweiligen Kinder. Ich will Leidenschaft. Und ich will nicht, dass Sie Ihre Leidenschaft einsetzen für irgendwelchen Quatsch. Prüfen Sie Ihr Herz, täglich!

„Richtet zwischen mir und meinem Weinberg.“ – „Mein Weinberg“: Gott ist persönlich betroffen. „Mailberg, – mein Weingarten.“ Das müssen Sie zuerst verstehen, sonst verstehen Sie gar nichts. Die Leidenschaft Gottes für Sie, für mich, für das Gute. Gott kämpft ja nicht für seine Bequemlichkeit oder seinen Wohlstand. Gott ist keine eifersüchtige, enttäuschte Fleischersgattin. Gott will Fruchtbarkeit (s. Weinlese), das Gute, Schutz für die Rechtlosen. Und er wird enttäuscht. Weil alle Mühe und Liebe umsonst waren. Wie hält die Liebe die Enttäuschung aus? Sie kennen diese Frage doch! Wie gehen Sie um mit den Enttäuschungen Ihres Lebens?

So zornig dieser Text ist, – er enthält noch eine Chance. Der Zornige teilt sich mit. Er spricht noch. Wer redet, will gehört werden. Wer redet, schafft Gemeinschaft: der, der spricht und der, der zuhört, gehören zusammen.

Gott macht klar, was er von uns erwartet. Jetzt können Sie klar machen, was Sie von Gott erwarten. Es geht hier um Hoffnungen und um Enttäuschungen. Wohin wird die Waage kippen?

Auf dieser Pfarre ruht eine Hoffnung. Wie ist die Prognose für den Weingarten Mailberg? Da wird umgegraben, entsteint, gepflanzt… Aber lohnt sich die Mühe? Werden wir Frucht bringen?

Ich weiß nichts von Ihnen, aber mich, mich kann ich fragen: Was hat Gott alles für mich getan in den letzten 40, 50 Jahren? Er hat in meinem Leben gebaut, entsteint, gepflanzt… wie weit könnte ich sein, wie viel habe ich vergeudet?

„Nun will ich euch sagen, was ich mit meinem Weinberg mache: Entfernen seinen Zaun, dass er abgeweidet wird, einreißen seine Mauer, dass er zertreten wird. Zu Ödland will ich ihn machen…“ Nein, Gott tut das alles nicht. Er schickt seinen Sohn. Jesus Christus, unsere letzte Chance.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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