Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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25. Sonntag im Jahreskreis (A), 24. September 2017

24/09/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Männer, die herumlungern. Das sieht man in Mailberg nicht. In Wien oft, immer öfter. Sie sind jung, schwarzhaarig, fremd, immer in Gruppen: Männer, „die herumstehen“, heißt es im Evangelium. Sie sagen: „Niemand hat uns angeworben. Keiner braucht uns, mit uns will niemand zu tun haben.“ Und schon haben wir das Evangelium in unserer Zeit, heute, irgendwo zwischen FPÖ und Einwanderern. Ich sage es Ihnen gleich jetzt: Die FPÖ mag Recht haben, – aber Gott hat noch mehr Recht.

Sie wissen, wie ich darunter leide, dass nicht viel mehr Mailberger am Sonntag hier sind. Aber manchmal frage ich mich: Warum kommen überhaupt welche? Immer wieder müssen Sie sich hier Dinge anhören, die Sie eigentlich nicht hören wollen. Die ich auch nicht hören will. Ich möchte nichts hören von Ausländern und Arbeitslosen. Ich mag das alles nicht und weiß keine Lösung. Ich merke, wie meine Welt sich ändert, ob ich will oder nicht. Aber blöderweise glaube ich. Ich glaube, dass im Evangelium Christus spricht, durch alle Übersetzungen hindurch. Es ist seine Stimme. Also muss ich hinhören.

Ein heißer Sommertag. Die Geschichte beginnt „am frühen Morgen“. Als es Abend ist, sind alle verwirrt. Der Gutsherr – Gott – hat alles über den Haufen geworfen. Fast scheint es, als sei es ihm darauf angekommen und nicht auf Arbeit und Gewinn. Er will, dass seine guten Arbeiter etwas Neues verstehen. Die Arbeitsstunden, die vergehen, haben Bedeutung für die Arbeiter, – aber nicht für den Herrn. Untätig und tätig, viel Leistung, wenig Leistung: Es ist, wie wenn das für ihn keine Rolle spielte. Und genau das ist den meisten total fremd. Lassen Sie sich auf Gedanken ein, die Ihnen fremd sind? Das ist es, was ich Ihnen so hoch anrechne: Sie kommen zur Messe, obwohl Sie wissen, dass Sie Dinge hören werden, die Ihnen fremd sind.

Wir sind eine Welt gewohnt, in der Leistung alles ist, in der alle vergleichen: Preise, Einkommen, Erfolg… Wer nichts leistet, hat es schwer. Das ständige Vergleichen macht alle unzufrieden. „Da murrten sie über den Gutsherren.“ Das Murren führt zur Wut. Wohin wird die allgemeine Wut führen?

Wer sich auf das Evangelium einlässt, findet den Weg nach draußen. „Nehmt euer Geld, es ist gut!“, sagt der Besitzer des Weinbergs. „Ihr habt, was ihr braucht, was abgemacht war. Warum schaut ihr überhaupt auf die anderen, denen ich etwas geschenkt habe? Was ist euer Problem?“

Das Problem ist: Güte trifft auf Neid. Der Neid sagt: „Ich will bekommen, was mir zusteht, – und der andere darf nicht mehr bekommen“! Ist das wirklich wichtig? Das ist die Frage: Was ist wirklich wichtig?

Die den ganzen Tag gearbeitet haben, haben Vorstellungen; darin sind sie gefangen. Ihre Vorstellung von Gerechtigkeit. Aber wird Gerechtigkeit alles sein, am „Ende des Tages“? Ist der Himmel ein Bilanz-Himmel? Nein, der Himmel ist ein Fest. Aber Geizige können nicht feiern. Das Evangelium handelt von den Geizigen und vom großzügigen Gott.

Gott ist gerecht. Alle erhalten den vereinbarten Lohn. Aber Gott ist noch mehr: unberechenbar gütig. Und damit wir es kapieren, wird uns gesagt: „Die Letzten werden die ersten sein, und die Ersten die Letzten.“ Das ist eine Drohung: Seid euch nicht zu sicher. Damit wir uns fragen: Kann es nicht sein, dass alles ganz anders geht? Dass eines Tages die, die wir verachtet haben, den Platz vor uns einnehmen? Vielen macht diese Vorstellung Angst; sie rufen dann: Grenzen dicht, Ausländer raus. Aber so einfach geht Geschichte nicht.

Wir feiern heute den „Sonntag der Völker“. Unser Papst will, dass wir besonders für die Kinder und Jugendlichen beten und sorgen sollen, die ganz allein durch die Welt ziehen. An diesem Sonntag ist es vielleicht richtig zuzugeben: Die Völker brauchen, mehr als sie haben und wir haben mehr, als wir wirklich brauchen.

Die Gerechtigkeit Gottes gibt nicht allen gleich, aber jedem, was er braucht. Das Evangelium ist eine Herausforderung für die, die immer gehackelt haben; für die Frommen, die immer brav waren. Sie werden mit dem Gedanken konfrontiert, dass die Nichtsnutzigen und die Ausgeschlossenen sie einholen. Wer sich da aufregt, soll sich beruhigen und ganz nüchtern überlegen: Wie viel Zeit habe ich für mich gearbeitet, für meinen Weinberg – und wie viel für den Weinberg Gottes? Kann es sein, dass ich aus der Sicht Gottes viele, viele Tage lang nichts getan habe?

Es ist ein großes Glück, wenn man sein Leben lang Sinnvolles tun konnte, arbeiten, eine Familie versorgen. Die jungen Männer, denen niemand Arbeit gibt, weil sie fremd sind, haben dieses Glück nicht. Sie werden nicht gebraucht. Was für eine Erfahrung für einen jungen Menschen…

Der Herr geht immer wieder hinaus… Vielleicht durch uns? Damit niemand sein Leben lang irgendwo herumhängen muss, ohne angesprochen zu werden; damit jeder etwas Konstruktives leisten und anerkannt werden kann.

Was ist für Gott wichtig? Dass er geben kann. Dass wir empfangen. Dass wir geben, weil wir empfangen haben. Wir sollen die Verlorenen suchen. Und vielleicht werden wir überrascht werden: Weil wir viel mehr erhalten als nur das, was abgemacht war.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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