Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Johannes des Täufers, 24. Juni 2017

24/06/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wir hier sind zu denken auch ohne Gott. Johannes nicht. Wir haben Vorstellungen von Gott, – die uns in den Sinn kommen, mehr oder minder häufig. Wir beten zu Gott, mehr oder minder intensiv. Aber wir haben allerhand Leben ohne Gott, Stunden, Tage, Bereiche, in denen Gott keine Rolle spielt. Johannes hat das nicht. 

Das ist es, was verstörend an ihm wirkt: seine Gottesbeziehung. Zu viel, zu absolut, zu streng. Was aber, bitte, ist das richtige Maß für die Beziehung zu Gott? Was soll das sein? Ein wenig Gott? Mittelviel Gott?

Johannes passt nicht. Heute schon gar nicht. Er sucht nach einer inneren Wahrheit, – wo alle darstellen, sich! Gesehen werden wollen, Spuren hinterlassen möchten. Wo sie Funktionen ausüben und das wahre Leben auf den Urlaub verschieben. In einer Welt voller Stars, Funktionäre und Bescheidwisser ist Johannes: der Sucher. Er passt nicht.

Bei Johannes gibt es keine heiteren Anekdoten; er verspricht nicht, jede Bitte zu erhören; von ihm gehen keine sanften Strahlen aus. Aber Feuer.

Bei Johannes ist nichts, was abmildert; nichts, was einen Ausweg offen lässt. Dieser Mann ist ganz. Absolut. Dieser Mann ist: Punkt! Ihr Patron.

Was unterscheidet ihn von den Absoluten der Geschichte, den Savonarola, Robespierre, Lenin oder Heydrich? Von den Bombenwerfern, den Fanatikern? Unterscheidet ihn überhaupt etwas von ihnen? Allerdings! Ihn interessiert nämlich nicht eine Idee, nicht ein System. Es ist ihm völlig gleich, ob er Recht hat oder Anhänger, viele, wenige, keine.

Ob ihm die Geschichte Beifall zollen wird, bald oder eines Tages, das überlegt dieser Mann gar nicht. Er hat kein System. Denn Gott ist kein System.

Das Wichtigste aber, das ihn von den Fanatikern unterscheidet: Gott hat seine Hand auf ihn gelegt, – jene Hand, die die ganze Welt trägt. Johannes weiß es und dennoch sucht er Gott, jeden Tag. Terroristen sind nicht auf der Suche. Sie haben doch schon gefunden.

Hätte Johannes Gott schon gefunden, müsste er dann noch in die Wüste hinaus? In die Einsamkeit? Hätte er Gott schon gefunden, würde er dann nicht den Erlöser erkennen, sofort, auf den ersten Blick, statt erst fragen zu müssen: Bist du es? In diesem Moment scheitert er. Aber Jesus kümmert ’s nicht.

Er ist der Herr. Johannes ist nur der Diener.

Versteht dieser Mann sich selbst? Kann man Gott verstehen? Die Wüste? Den Hass einer Frau? Den Tod? Johannes lebt im Rätsel. Aber das heißt nicht, dass er unsicher wird, schwankt, mit sich machen lässt. Man kann Fragen haben und trotzdem stark sein. Das passt nur nicht in unsere Zeit.

Unsere Zeit braucht dringend Menschen, die nicht in sie passen: Johannes den Täufer, den Souveränen Malteser-Ritter-Orden, Sie hier … Seien Sie unzeitgemäß!

Ohne solche Unzeitgemäßen wird Gott… nein, nicht vergessen, das nicht. Ohne die Suchenden wird Gott vereinnahmt, was viel schlimmer ist als ihn zu vergessen. Denn wer Gott vereinnahmt, macht sich zum Herrn über Gott.

Die Gott vereinnahmen, die meinen, Gott zu kennen, die machen Lärm, im Internet und Talkshows. Johannes hingegen verschwindet. Im gleißenden Licht der Wüste, im Dunkel des Kerkers, aus dem Blick seiner Jünger (denn auch er hatte Jünger und lässt sie gehen – zu Jesus).

Die meinen, Gott zu kennen, wollen das Rätsel abschaffen. Sie waren nie in der Wüste. Sie haben keine Frage als diese eine: Wie kommen wir an die Macht?

Johannes, – Ihr Patron! –, lebt im Rätsel. Macht ihn das schwach? Machtlos? Wer hier hielte Johannes den Täufer für schwach?

Wirklich stark sind Sie, wenn Sie Rätsel, Fragen, Gegensätze aushalten, sie kombinieren, meinetwegen mit ihnen spielen. Wenn Sie sich dem Leben stellen. – Alle, alle! Katastrophen der Geschichte kommen von Menschen, die Gegensätze ausschalten wollen. Die gleich machen wollen.

Nehmen Sie unseren Patron als Ihren Gegensatz, als Ihre Frage, Ihr Rätsel. Wenn Religion nichts Fremdartiges, Beunruhigendes mehr hat, ist das der sichere Beweis, dass sie ganz und gar hausgemacht geworden ist. Religion bedeutet: Einbruch des Göttlichen. Wie soll der Einbruch des Göttlichen denn in jeder Hinsicht glatt gehen? Religion konfrontiert mit dem Größeren, Religion sondert aus. Deswegen scheint uns die Religion manchmal streng und beunruhigend. Gut so.

Sie brauchen keine gezähmten Heiligen und keine gezähmte Kirche. Die angeblich „Strenge“ des Täufers soll Sie nicht hindern, sich diesem Mann anzuvertrauen.

Kennen Sie den Wappenspruch des Täufers? „Stolzer Gehorsam, frohe Unterwerfung!“ Stolz, Gehorsam, frohe Hingabe: Das ist das Geheimnis dieses Mannes, daher jene Mischung aus Stärke und Zartheit (dort am Jordan), aus Gewissheit und Frage, aus Großzügigkeit und Treue. So kämpft Johannes: Stolzer Gehorsam, frohe Unterwerfung!

Denn ja, Johannes muss kämpfen, immerzu. Ein Ritter. Nur ein Ritter.

Der Herr aber kämpft nicht. Jesus kämpft nicht. Er ist der Herr.

FÜRBITTEN

Johannes ging in die Wüste.

Bleibe bei den Einsamen.

Nimm uns die Angst vor der Stille.

Sei in unserer Nähe in trostlosen Momenten.

Zeige uns, dass du auch in den Wüsten des Lebens da bist. – RUF

Johannes trat zurück vor Jesus.

Zeige uns die Kraft von Zurückhaltung und Verzicht. – RUF

Johannes rief zu Buße und Umkehr.

Hilf der Menschheit umzukehren, weg von falschen Wegen.

Johannes verkündete dem König das Recht Gottes.

Nimm den Christen die Furcht. – RUF

Johannes war im Gefängnis.

Erhebe die Unterdrückten.

Tröste alle, die sich Sorgen machen um ihre Kinder, Freunde, Verwandten.

Johannes gehörte Gott. Von Anfang an.

Schenke der ganzen Kirche, dem Orden, seinen Pfarren Berufungen. – RUF

Johannes ist der Patron des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens.

Stärke die Kranken; die, die den Armen helfen; die, die den Glauben verteidigen.

Schenke Segen und Eintracht. – RUF

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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