Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest der Enthauptung Johannes des Täufers, 29. August 2016

17/11/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die Bilanz allein der letzten acht Tage aus der Sicht eines Landpfarrers: ein heiteres Pfarrfest mit Schnitzerl und bayerischem Bier. Gestern eine Taufe mit singenden Kindern, Seifenblasen, herzförmigen Kuchen und Gitarren. Und heute? Die Enthauptung Johannes des Täufers. Sogar das Fest seiner Enthauptung. Ist das nicht typisch für die Kirche? Für die Religion überhaupt? Zerstörung aller Leichtigkeit? Gehören Religion und Gewalt doch zusammen? Haben Gläubige eine geheime, perverse Lust an Blut und Tod? Für den mittleren Bildungsbürger, der christliche Kunst kommentiert, schon lange keine Frage mehr…

Wie kann man in Zeiten wie diesen eine Enthauptung feiern? Bis vor kurzem konnte man in der Bibel lesen oder in Kirchen und Museen Bilder betrachten, die Titel tragen wie „Enthauptung Johannes des Täufers“ oder „Martyrium der hl. Ursula“ oder dergleichen mehr, und man konnte, wenn man sich nicht sehr wach auf all das einließ, ungerührt weitergehen. Das ist heute unmöglich. Die Terroristen lassen dem Geist und dem Herzen keinen Schlaf mehr; Gefühle und Ideen sind aufs Äußerste angespannt. Mehr noch: Die Terroristen zwingen uns Christen erneut in die Nähe der Gewalt. Und wir hatten gedacht, das seien wir los, das seien alte Geschichten. Es wird wieder gefragt: Sind da nicht alle Religionen (bis auf den lieben, sanften Buddhismus natürlich) Komplizinnen? Kein Friede, bevor nicht jede Religion verschwunden ist und sich jeder Mensch mit den Werten eines edlen Humanismus begnügt: Diese Meinung können Sie jetzt täglich in allen Medien finden. Kein Wunder.

Wir feiern also, dennoch, die Enthauptung Johannes des Täufers, Patron dieser Kirche und des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens. Es liegt auf der Hand, dass es dabei nicht mit Weihrauch und Orgel getan ist. Die Feste der Kirche sind nicht für ästhetische Gourmands, sondern für den Geist, das Herz und für das Leben. Das Alltagsleben. Dieses Fest feiern bedeutet: die Realität annehmen. Die Welt sehen und zuerst einmal akzeptieren, wie sie ist – und immer war. So war es immer: Männer und Frauen, Männer gegen Frauen und Frauen gegen Männer, Mächtige gegen Schwache, Geist gegen Schwert, Propheten gegen Soldaten, Mut gegen Feigheit. So war es immer: Feigheit der Mächtigen, die geliebt werden wollen; Untergang der Gerechten (die nicht immer auch die Sympathischen sind); Banalität des Bösen und Größe des Menschen. Für uns bedeutet das: Sich nicht aus dieser Welt wegfeiern, sondern sie annehmen. Nüchtern.

Nein, nicht nur nüchtern. Denn ist steht außer Frage, dass der, auf den wir uns berufen, diese Welt geliebt hat. Christus hat diese Welt geliebt.

Dieses Fest sagt uns: Haltet die Welt aus. Oder, aktiver, ritterlicher, stellt euch der Welt! Handelt! Und tragt die Folgen eures Handelns! Das wird die Welt verändern. Unendlich langsam, aber doch. Eine gute Tat nur, – und die Welt ist schon anders als zuvor.

Johannes tut nicht, was ihm gerade einfällt oder was ihm schmeichelt. Er tut, was zu tun ist und trägt die Folgen seines Tuns. Und machen wir uns nichts vor: die Konsequenzen seines Tuns sind Einsamkeit, Schande und Tod. Alle drei, Schande, Einsamkeit, Tod, gibt es auch für heutige Christen.

Dieses Fest gibt uns Kraft, den Zweifel zu tragen. Den Zweifel an uns selbst. Nichts unerträglicher als die Katholiken, die sich immer und überall im Recht sehen, an sich und ihren Motiven niemals zweifeln. Die keinen Abstand zu sich selbst nehmen können und deswegen ihre Wünsche mit den Plänen Gottes verwechseln. Der Selbstzweifel ist intellektuelle Pflicht und Schule der Demut. Aber auch den Zweifel der Welt haben wir zu tragen. Die Menschen sehen, dass die Welt heute ist, wie sie damals war. 2000 Jahre Christus haben, so formuliert es der Zweifel, nichts verändert. Auch diesen Gedanken gilt es auszuhalten. Er macht demütig.

Mit diesem Fest feiern wir die Menschen, die durchgehalten haben. Und von diesen Frauen und Männern geht der Blick zu Gott, ganz vorsichtig noch. Die Wahrheit über die Geschichte ist noch nicht offenkundig, aber da ist doch schon die Hoffnung, dass in den Christen, die durchgehalten haben, Gott sich durchsetzt. Herodes und Herodias haben nicht gesiegt. Sie haben nichts begründet, sie haben keine Bewunderung und erst recht kein Herz gewonnen. Hier macht die schier endlose Dauer der Kirche einen Sinn. Vielleicht braucht sie Jahrtausende, Sieg um Sieg, Sieg des Guten, Tapferen, Wahren, bis das Maß voll ist und die Welt kippt. Ins Reich Gottes hinein. Wir feiern. Nicht die Vergeltung, denn am Ende wird das Böse vergessen werden. Wir feiern die Gerechtigkeit und das Fest.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X