Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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21. Sonntag im Jahreskreis (C), 21. August 2016

20/10/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen, denn ich sage euch: Viele werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Bemüht euch mit allen Kräften!“ Wie dramatisch! Wie zudringlich, das heutige Evangelium!

Dramatisch und zudringlich: genau das, was ich nicht mag. Es gibt keinen hier, über den ich mir nicht Gedanken mache, um den ich mich nicht sorge. Aber Sie bedrängen? Das will ich nicht. Ich will Zeit lassen, diskret sein, höflich; ich will respektieren. Ich überlege lange, bevor ich eingreife. Jesus lässt keine Zeit; er ist nicht höflich. Jesus ist anders als ich. Liebe drängt: Vielleicht ist es das.

Es geht in diesem Evangelium um Dreierlei: Erstens um Rettung. Gerettet werden oder verloren gehen. Zweitens um Anstrengung. Sich anstrengen. Weil die Zeit drängt. Dann, am Ende des Textes noch ein neuer, dritter Gedanke: Zum auserwählten Volk, sprich: zur Kirche zu gehören, genügt noch lange nicht. Wir können nicht sicher sein. Es werden Menschen an uns Christen vorbeiziehen, von denen wir es nie erwartet hätten. Aber über diesen letzten Punkt will ich heute nicht reden.

Reden wir über die Anstrengung. Es geht einfach nicht ohne Anstrengung. Eigentlich weiß das jeder und akzeptiert es auch. In der Schule, in den Beziehungen, im Job, im Sport: Überall braucht es Anstrengung, damit etwas Gutes, Solides entsteht. Und oft macht diese Anstrengung sogar Spaß. Nichts anderes sagt uns Jesus hier. Es braucht auch im inneren Leben, im Glauben, in der Kirche, beim Beten Anstrengung. Aber wenn in Glaubensdingen von „Anstrengung“ die Rede ist, ist uns das unangenehm; ein Priester, der davon spricht, gilt schon als „streng“.

Und wenn in Glaubensdingen von „Rettung“ die Rede ist, ist uns das fremd. Die moderne Idee von Religion ist nicht mehr so dramatisch… Dabei muss doch ständig etwas gerettet werden: Ehen, Banken, Schiffbrüchige, Kunstwerke… alles ist in Not. Könnte einem da nicht der Idee kommen, dass die Rettung ebenso zum Menschenleben gehört wie die Anstrengung? Anstrengung bewirkt das Gute. Das Gute geschieht nicht von selbst. Und Rettung, weil das Gute bedroht und der Mensch frei ist. Auch frei, sich in Gefahr zu bringen und frei unterzugehen. Das Viele, was Tag für Tag gerettet werden muss, könnte unseren Sinn dafür entwickeln, dass es da die große, ewige Rettung gibt. Wie auch die große Gefahr. Ich frage mich also: Wie kann ein freier Mensch annehmen, das Glück, das ewige Leben, sei ein Automatismus, der von selbst und garantiert funktioniert?

Ohne Anstrengung geht also nichts, und jeder von uns hofft, früher oder später, auf einen, der ihn rettet. Und sei es nur ein Doktor im Spital.

„Viele werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.“ Nicht alle werden gerettet. Nicht viele. Nur wenige. Und wir wissen nicht, wer gerettet wird und wer nicht. Wird mein Mann gerettet? Werden die gerettet, mit denen ich gestern beisammen saß? – Was für eine Katastrophe! Was für ein Schrecken! Es bleibt nur, sich Ihm anzuvertrauen. Und sich anzustrengen.

Die „enge Tür“ des Evangeliums ist nicht die Himmelstür, dort droben, weit weg, wo sie keiner von hier aus sehen kann. Die enge Tür ist jetzt, hier, vor mir. Ich kann ihr ausweichen, ganz bequem. Einfach nicht weitergehen. Oder ich kann mich bemühen, durch sie hindurch zu kommen. Die Zeit drängt. Kein Mensch weiß, wie lange ihm die Türe offen steht, wie viel Zeit er hat. Es gibt ihn, den richtigen, entscheidenden, einzigen Augenblick, nach dem alles zu spät ist. Es gibt ihn, wenn es um das Heil geht, genauso wie es ihn auch sonst im Leben gibt. Aber wir tun, ich wie Sie, als sei Zeit ohne Ende und als sei alles gleich. Wir sagen uns: zu klein, zu jung, zu verliebt, zu beschäftigt, zu wichtig, zu krank, zu alt. Und dann sagt das Leben: zu spät.

Keiner hört dieses Evangelium gerne. Schon gar nicht an einem Sommersonntagmorgen. Denn es ist eine Mahnung und wer lässt sich schon gerne mahnen? Aber wir kennen alle die Tage, wo uns der Gedanke angreift: Er hatte Recht. Hätte ich nur gehört!

Dieses Evangelium ist eine Mahnung, nicht mit der Masse zu schwimmen. Es sagt uns: Gehe den schmalen, deinen ganz persönlichen Weg! Triff die richtigen Entscheidungen! Nutze deine Zeit! Vielleicht ist die enge Tür nichts anderes als die konkrete, gelebte Liebe. Wer versucht, mit allen Kräften, Tag für Tag zu lieben, der Liebe nicht auszuweichen, der wird gerettet.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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