Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Pfingstmontag 2016

16/06/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Das Unscheinbare. Das, was nicht zu sehen ist. Das, was man überhört. Der Heilige Geist. Der, der da ist.

Pfingsten, da geht das Fest über in den Alltag. Wir sind, liturgisch gesehen, wieder im „Jahreskreis“; die Osterkerze ist verschwunden, auch Weiß und Gold strahlen nicht mehr: Der Priester trägt (ab morgen) wieder grün. Alltag bedeutet Getriebe, Langweile, viel Kleines, wenig Großes, müder Kopf, Verdruss… Aber dahinter bleibt das Schöne. Das Gute und die Wahrheit und die Kraft sind immer da, auch wenn wir sie vergessen. Vielleicht ist das die Aufgabe der Christen: im Einerlei des Alltags immer wieder das andere zu entdecken. Den Heiligen Geist. Ich wüsste nicht, wo das besser gehen sollte als im Gebet und in der Messe. Der Hl. Geist ist da, in jeder Hl. Messe. Wenn wir zusammen das Kreuzzeichen schlagen, wenn das „Kyrie“ gebetet oder gesungen wird, dreimal oder neunmal, dann ist er da, zusammen mit dem Vater und dem Sohn. Kyrie eleison – Vater! Christe eleison – Erbarme dich, Herr, Sohn! Kyrie eleison – erbarme dich, Heiliger Geist! Ehre der Dreifaltigkeit! Und wieder im „Sanctus“: „Heilig, heilig, heilig“, dreimal, denn Gott ist einer in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Der Heilige Geist ist da; er wirkt, wenn es heißt (im II. und im III. Hochgebet): „Heilige unsere Gaben durch deinen Geist…“ – „Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie.“ Denken Sie, da wird nur geredet, frommes Blabla? Können Sie sich vorstellen, dass Gott uns hört, wie wir so reden und beten – und sagt: „Nein, keine Lust“? Gott, der Heilige Geist, kommt herab. Hierher! Die Messe ist die Fortführung jenes Momentes, von dem wir gestern, am Pfingsttag, im Evangelium gehört haben, als Jesus den Jüngern sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Das hört nicht mehr auf. Und deswegen lebt die Kirche (immer noch).

Gott, der Heilige Geist, nimmt uns mit, erhebt uns alle, hoch empor zum Vater, in dem Moment, wo es heißt: „Durch ihn und mit ihm und in ihm“ – in Christus – „ist dir, Gott, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Ehre, jetzt und in Ewigkeit!“ Wenn es der Heilige Geist nicht erfüllt, trägt und vollendet, dann ist das „Amen!“, dass Sie alle dann sprechen, leer wie blasses Papier.

Wir bekennen, dass wir ihn brauchen, dass wir ohne den Heiligen Geist untergehen in dieser Welt, wenn wir beten „Komm uns zu Hilfe und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“ Dieses Gebet zur Vorbereitung auf die hl. Kommunion ist uralt. Es wurde in die Hl. Messe aufgenommen, als die Hunnen unter ihrem Anführer Attila ganz Europa in Angst und Schrecken versetzten und Papst Leo der Große ihnen entgegen zog, ohne Waffen. Der Mann des Wortes gegen die Männer des Schwertes. Der Papst verhinderte die Plünderung Roms. Das war vor eintausendfünfhundert Jahren, in schlimmer Zeit. Gott soll uns beschützen vor allen Gefahren, beten wir. Die schlimmste Gefahr sind nicht Krieg und Tod; es sind Verwirrung und Sünde. Weil sie uns vom ewigen Leben abbringen. Der Heilige Geist ist der, der klärt und ordnet. Der die Verwirrung klärt und beruhigt. Der Heilige Geist ist der, der die Sünde hindert. Wie hindert der Heilige Geist die Sünde? Weil er die Liebe ist und die Liebe das Gegenteil der Sünde.

„Gehet hin in Frieden!“, heißt es am Ende der Messe. Hier ist einmal wirklich die lateinische Version besser und wahrer. „Ite, missa est!“ – „Geht, es ist Sendung!“ – „Geht, ihr seid gesandt!“ Gestern im Evangelium hieß es: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Empfangt den Heiligen Geist!“ Jesus, der Gesandte, sendet die Gläubigen. Der Vater hat den Sohn gesandt, und der Sohn dehnt seine eigene Sendung auf alle Gläubigen aus. Sie werden nie allein sein, wo immer sie ihren Auftrag erfüllen. Die Verbindung aber zwischen Vater, Sohn und uns ist der Heilige Geist. Die Kraft der Sendung und der Verkündigung ist der Heilige Geist.

Gott will neues Leben geben. Das neue Leben, das im Auferstandenen schon enthalten ist. Deswegen spricht der Auferstandene vom Frieden. Einem anderen Frieden, als diese Welt ihn machen kann. Der Friede, der von Jesus ausgeht, ist das Zeichen eines neuen Zeitalters, ohne Verwirrung und Sünde. Frieden und neues Leben: von Jesus verkündet, von uns verkündet – und gegeben vom Heiligen Geist. Durch uns.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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