Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Freitag der 3. Fastenwoche, 4. März 2016

05/04/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten.“ – Der, den wir eben den Berg herauf begleitet haben [Kreuzweg zur Kunigundenkirche in Mailberg], wollte nicht einmal mehr aufrecht gehen. Er wollte sich schleppen, sich beugen; er hat eingewilligt, zu tragen und zu fallen. Immer wieder fallen und stürzen. Und dann weiter. Und dann: fixiert, mit Nägeln. Gar nichts mehr, keine Bewegung. Ende der Möglichkeiten, Ende der Freiheit. So wollte er das. Wozu? Um nahe zu sein. Um dort zu sein, wo keiner sein will und jeder ganz alleine ist.

Gestern, in der Lesung aus dem Propheten Daniel, begegneten wir Asarja, dem Mann, der seine gewohnte, liebe, heilige Religion verliert – und sein Herz entdeckt. Den Tempel („des Heiligen Geistes“) im Inneren. Die Lesung gestern ging um Zusammenbruch, Scheitern und Finden.

Die Lesung heute geht um Zusammenbruch, Scheitern und Finden. In der Lesung aus dem Propheten Hosea geht es um Menschen, deren Strategien völlig gescheitert sind. Ihre Pläne waren toll, ihre Partner stark, ihre Politik so geschickt. Und jetzt: „Assur kann uns nicht retten. Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten, und zum Machwerk unserer Hände sagen wir nie mehr: Unser Gott.“ Starke Partner – das Reich von Assur – , die beste Technik – das waren damals die Streitwagen, mit den besten Pferden, den besten Lenkern, den besten Kämpfern –; die besten Pläne. So schlau! Selbst gemachte Stärke war das: „Zum Machwerk unserer Hände sagten wir: unser Gott.“ Und dann: völliges Scheitern, völlige Desillusion. Erkenntnis, die zuschlägt. Das gibt es. Um Menschen, die das kennenlernen, geht es hier

Der Kreuzweg Jesu ist genau das: völliges Scheitern, völlige Desillusion. Keine Freunde mehr, keine, die helfen könnten, keine eigene Kraft mehr, keinen Ausweg mehr. Einsamkeit, Verzweiflung und schreckliche Schwäche: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Er hat unsere Sünden getragen, heißt es. Hier sehen wir, was das bedeutet. Er hat die condition humaine angenommen und dann die Sünden. Wer, er? Gott.

„Er wurde zu den Verbrechern gezählt“, heißt es in der Heiligen Schrift. Alles andere als eine leere Formel! Viele hielten Jesus tatsächlich für einen Verbrecher und das Todesurteil über ihn für Gerechtigkeit. Er sitzt beim Abschaum. Das färbt ab. Nur die Kraft Gottes selbst („wahrer Gott und wahrer Mensch“, „in allem uns gleich außer der Sünde“), nur die göttliche Kraft in seiner Seele bewahrt Jesus davor, auch innerlich zum Sünder zu werden. Aber er ist ihnen gefährlich nahe. Liebe ist immer gefährlich. Jesus geht den Weg der Menschen. Das ist der Weg nach Golghata. Immer wieder. Das geht vom ungerechten Urteil über körperliche Schmerzen bis zum Sterben: jedermanns Weg. Die Menschen sind Zufügende, aber auch Erduldende („Weint nicht über mich…“).

Über die Jahrhunderte hinweg schlägt sich eine Brücke von den Gescheiterten des Propheten Hosea bis zu Jesus, den alle, Feinde wie Freunde für einen Gescheiterten halten. „Und wir dachten, er sei der, der Israel erlösen werde.“

Und dann, mit einem Mal, Licht. „Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie…“ Ein Morgenbild. Das Licht des Ostermorgens. Das ist die Erfahrung des jüngeren Sohnes aus dem Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Das ist die Erfahrung des Gescheiterten, dem sich einer zuwendet. „Ich will ihre Untreue heilen.“ – Gott wendet sich zu. Und heilt. Tau und Lilien, Wurzeln und Zweige, Pracht und Duft, Schatten und Reben, Wein und Wacholder: Großes Aufatmen. Linderung. Heilung. Und dann: Frucht bringen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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