Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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11. Sonntag im Jahreskreis (B), 13./14. Juni 2015

30/06/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie viel Herz hält man aus? Will man das Herz des anderen überhaupt entdecken? Oder reicht ein Körper? Will man erkennen oder bloß ein wenig Nähe fühlen? Vielleicht hat das Herz Abgründe? Und welcher Art mögen diese sein? Dunkel? Kalt? Was kommt aus den Herzen des Menschen hervor?

„Seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.“ In solchen Stunden begegneten sich die Herzen dieser Menschen. Dieser eine Satz – „seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war“ – bringt uns auf die richtige Piste, wenn wir darüber nachdenken, auf welche Art Jesus Menschen begegnet, m. a. W. was für einer er ist und wie seine Beziehungen sind (und unsere sein könnten).

Jesus begegnet den Menschen nicht formell, nicht von außen, nicht von oben herab, nicht kühl. Er begegnet ihnen von Herz zu Herz. Sein Herz ist offen. Und mein Herz? Und Ihr Herz? Das Herz Jesu ist tief, aber dunkel ist es nicht.

Die Religion hat eine öffentliche, massentaugliche Seite. Das muss sie haben. Sie ist theoretisch für jedermann. Eliten als geheime Zirkel waren immer eine Versuchung der Kirchengeschichte, nie ein Segen. Jesus hat keine Elite versammelt und keinen Geheimbund gegründet. Dennoch gibt Unterschiede. Weil es Wachstum gibt und Wachstum nicht gleichzeitig ist. Es gibt die notwendige Absonderung, weil keiner immer mit allen sein kann. Es gibt Intimität. Weil es um das Herz geht. Weil Glaube Herzenssache ist, früher oder später. Glaube ist Beziehungssache.

Das ist etwas, was nicht allen gefällt. Die Leute hoffen ja irgendwie, insgeheim, sie mögen kein Herz haben, die Flüchtlinge auf dem Meer. Oder die Feinde. Oder Jesus. Das Herz des anderen stört. Das Herz ihrer Kinder, das soll für sie schlagen. Und das Herz ihres Partners. Aber wozu brauchen die Fremden ein Herz? Das wäre einfacher: wenn wir sicher sein könnten, dass die, die uns zuwider sind, nichts empfinden. Und warum überhaupt muss Kirche mit dem Herzen zu tun haben? Komplizenschaft, freundliche Kumpanei, derselbe Stallgeruch reichen schon. Für eine funktionierende, freundliche Pfarre braucht es kein Herz. So echt muss es gar nicht werden.

 

Aber Jesus ist ein Mensch, und er hat ein Herz. Jesus ist nicht gleichgültig; nicht unempfindlich. Er hat Gefühle. Jesus hat ein Herz. Das andere Herzen sucht. Alle Herzen.

Und das bedeutet auch: Wir können ihm etwas antun. Wir können ihn treffen mit dem, was wir reden und tun. Dass er immer verzeiht, bedeutet nicht, dass ihm alles wurst ist. Das Herz Jesu ist verwundet. Immer (und der Mann ist keine Heulsuse). Dieses verwundete Herz wird nicht bitter. Es leidet, aber wird nicht schwach. Es schmerzt, aber Jesus wird nie gemein.

 

Das ganze Heilswerk entspringt aus einer Beziehung. Alles geschieht, weil Gott eine Beziehung zu uns Menschen hat. Und diese Beziehung ist gestört (Adam und Eva, Kain, Israel). Es geht um Liebe, Enttäuschung, Versöhnung, um Herzen, bis ans Ende der Welt.

Vor Jesus kann man nur uneigentlich vom Herzen Gottes sprechen. Gott hat im strengen Sinn kein Herz wie wir Menschen es haben. Gott ist die Liebe – aber das ist etwas ganz anderes. Seit Jesus aber, – wahrer Mensch und wahrer Gott –, hat Gott ein echtes, wahres Herz. Und dieses Herz Jesu ist der Schlusspunkt der Weltgeschichte.

In der Lesung heißt es: „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden.“ Hier richten uns die anderen. Das Gerede, die öffentliche Meinung, die Justiz, der Pöbel, die Beleidigten… Dort wird uns ein Herz richten.

Das ist die Lehre dieser Tage um das Herz-Jesu-Fest: dass wir uns der Idee stellen müssen, dass wir Ihm etwas antun können – und es auch wirklich tun. Was das bedeutet, versteht der, der allein sein kann mit seinem eigenen Herzen und mit dem Herzen Jesu.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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