Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag in der 4. Woche der Osterzeit, 27. April 2015

19/05/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„In jenen Tagen“ erfuhren sie, „dass auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hatten.“ Das freut sie nicht. Das war nicht vorgesehen. Sie hatten nie an so etwas gedacht; sie hatten gedacht, sie könnten die Türen verschlossen halten, unter sich bleiben. Sie hatten vergessen, was Er einmal gesagt hatte: “Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht… wird ein- und ausgehen.“ Wenn Jesus die Tür ist, dann zählen die Türen, die wir bewachen nicht mehr viel. Nun sind sie da: Heiden, Neue. Bald auch Halbe, Idioten, Mitläufer. Leute, die man nicht will. Leute, die vielleicht gar nicht da sein dürfen. „Du hast das Haus von Unbeschnittenen betreten!“, wird dem ersten Papst vorgeworfen.

Die Kirche überfährt uns, immer wieder. Vor dem Konzil, als die alte Welt zusammengebrochen war, da stand die Kirche fest, majestätisch, mit Riten voller Poesie, geordnet. Alles weggefegt. Vor zehn, fünfzehn Jahren schien sich die Kirche wieder gefangen zu haben; das Neue war vertraut geworden. Die, die geblieben waren, konnten ganz gut in dieser Kirche leben. Heute wird wieder alles weggefegt. Strukturen, Formen, Gotteshäuser, Gelder, Gewissheiten. Die Kirche überfährt uns, immer wieder. Im Kleinen – ein neuer Pfarrer kommt, eine alte Pfarre wird aufgelöst –, und im Großen – ein neuer Papst wird gewählt, der ganz anders ist als der Vorgänger; eine Synode wird geplant, die viele erschrickt. Im Evangelium heißt es: „Aber sie verstanden nicht den Sinn.“ Manchmal erklärt Jesus, manchmal nicht. Aber immer treibt er an. Und er weiß doch, dass er keine neugierigen Intellektuellen vor sich hat, keine kühnen Abenteurer. Nur Fischer, Familienväter, fromme Juden. „Aber sie verstanden nicht den Sinn.“

Nun ist Jesus fort. Er hat die Apostel mit dem Heiligen Geist beschenkt, er hat ihnen einen Auftrag gegeben. Aber vielleicht ist es ihnen gegangen, wie es uns oft geht. Wir brauchen Jahre, bis wir die Worte, die wir so oft hören, realisieren. Bis uns aufgeht, dass sie absolut ernst gemeint sein und Macht haben. Jesus ist fort, nicht mehr zu sehen; man erinnert sich noch an seine Worte, aber sie verlieren unmerklich an Kraft, jedes Jahr mehr. Sie stiften keine Unruhe mehr.

Die Unruhe kommt jetzt aus dem Inneren, ganz unverhofft, ganz überraschend: „Steh auf Petrus!“ – „Schlachte und iss!“ Das ist der Moment, wo wahr wird, was Jesus einst gesagt hatte über den guten Hirten: Er ruft sie, „einzeln beim Namen und führt sie hinaus.“ Jetzt wird Petrus gerufen, einzeln, beim Namen und hinaus geführt. Das geschieht wieder und wieder in der Kirche. Einzelne werden beim Namen gerufen. Zu Gedanken und Taten und Entscheidungen, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Petrus bleibt mit seinen Entscheidungen zuerst allein. Er macht sich Gegner; er stellt sich gegen die Geschichte, gegen das Recht, gegen alle Bräuche und Gewohnheiten. „Du hast mit ihnen gegessen!“ Das geht nur, weil er Vertrauen hat. „Einem Fremden aber werden sie nicht folgen.“ Er erinnert sich an das Wort Jesu und schöpft Vertrauen. Hier geht uns auf, was Vertrauen bedeuten kann: Wagnis – liege ich falsch? Und Einsamkeit: Keiner steht mir bei.

„Wer bin ich, dass ich Gott hindern könnte?“ Mehr hat Petrus erst einmal nicht zu sagen. Das ist kein überhebliches Argument, wo sich einer auf Gott beruft, um die anderen mundtot zu machen. Petrus ergibt sich. Demütige Einsicht, nicht Resignation. Sondern Erkenntnis der größeren Wirklichkeit und deswegen Abschied von alten Ideen. „Gott hat also auch den Heiden die Umkehr zum Leben geschenkt.“ So kommt es zu einem weiteren Schritt der Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit. Mit einem Mal ist alles klar. „Als sie das hörten, beruhigten sie sich.“ Sie spüren: Fülle. –  „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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