Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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1. Fastensonntag, 22. Febr. 2015

10/03/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Weg von hier! 

„Der Geist trieb Jesus in die Wüste.“ – Das heutige Evangelium ist genommen aus dem ersten Kapitel des Markus-Evangeliums, also ganz vom Anfang. Voraus geht nur der Bericht von der Taufe Jesu am Jordan. Dort kommt der Geist Gottes auf ihn herab; derselbe Geist, der ihn jetzt forttreibt. Dann erst, nach 40 Tagen in der Wüste, wird Jesus reden: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um!“ Das sind die ersten Worte Jesu, die Markus überliefert. Die Zusammenfassung der ganzen Lehre.

Vor diesen Ereignissen liegen die Jahre in Nazareth. Jesus lebt bei seinen Leuten und tut seine Arbeit als Zimmermann. Plötzlich bricht er auf und geht weg. – Weg von hier! – Warum? Nicht aus Überdruss, so wie wir uns manchmal auf eine einsame Insel wünschen, wenn uns hier alles zu viel wird. Jesus geht in die Wüste. Kein Ort der Erholung. Eher ein Trainingslager.

Was ist dort draußen? Stille, wilde Tiere und Engel. Das Ich und das Nichts. Der Mensch und Gott. In Nazareth und in Mailberg gibt es Vieles und Vielerlei. Viele Menschen, viele Aufgaben, viele Gedanken. Der Glaube ist hier bei uns nur ein Element von vielen.

Im Bericht von der Wüstenzeit Jesu treffen wir auf einen Lebensentwurf, der uns heute fremd ist, der aber für die Kirche von gewaltiger Bedeutung war. „Der Geist trieb Jesus in die Wüste.“ Jahrhunderte lang haben Männer und Frauen das gehört und sind aufgebrochen. Weggezogen in die Wüsten Ägyptens, Syriens, des Sinai und Palästinas – oder in die Wälder oder auf einsame Inseln oder in karge Klöster, die mit den heutigen Stiften Österreichs nichts gemein hatten – um Gott zu suchen. Wer ist Gott? Diese Einsiedler haben gespürt, dass sie ihr Leben vertun, wenn sie dieser Frage nicht nachgehen.

Sehnsucht nach Gott. Leidenschaft für Gott. Gottsuche! – Verstehen Sie, welchen Kraftakt es braucht, um diese Kirche der Wüste zusammenzuhalten mit der Kirche von Mailberg, wo schon die Taufe keine Sehnsucht ist, sondern ein bürokratischer Akt?

In der Wüste wird wahr, was wir im Gloria der Sonntagsmesse rufen (oder nachbeten): „Du allein bist der Herr!“ Die da hinauszogen kamen aus einer Kultur, wo es von Göttern nur so wimmelte. Da draußen aber ist nur noch Der Eine. In der Wüste ist der Mensch im Feuer. Im Geist. In der wahren Heimat. In der Wüste verliert der Mensch alles Unnötige und wird zum lebenden Bild Gottes.

 

Die Wüste ist das große Abstreifen. Gegen den Widerwillen und die Trägheit. Nicht umsonst dauert unsere Fastenzeit 40 Tage: Genau so lange war Jesus in der Wüste. Wir sollen in den nächsten Wochen also etwas nachleben von seinem Kampf. Die Komfortzone verlassen, den Widerwillen in uns besiegen. Weg von hier! Weg von mir! Auf Gott zu!

Zwischen den Zeilen taucht bei Markus etwas davon auf, welcher Kampf das ist: Jesus steht zwischen den wilden Tieren und den Engeln. Die wilden Tiere, das sind die Leidenschaften. Die uns zerreißen können. Die uns hinunterziehen ins Tierische. Schauen Sie sich die Gesichter der Soldaten in der Ukraine an. Denken an Sie an die Untaten des Islamischen Staates. Oder an die Raubgier der großen Geld-Männer und –frauen. All dem Wilden dieser Welt stellt sich Jesus. Er hält stand – und wird von den Engeln bedient. Denn er ist der Sohn Gottes.

Und dann, nach 40 Tagen der Prüfung, geht er zurück zu den Menschen und sagt ihnen das Einzige, was wirklich zu sagen ist: „Das Reich Gottes ist nahe! Bekehrt euch! Glaubt!“ Kein unnötiges Wort mehr.

Wer den wilden Tieren, den Dämonen Widerstand leistet – und sie sind überall, um uns herum und in uns –, der wird geläutert vom Bösen. Was zurückbleibt ist die göttliche Liebe, der die Engel dienen.

Und gerade so geht Jesus jetzt auf die Menschen zu: mit göttlicher Liebe.

Mitten unter den wilden Tieren leben, die tierischen Sitten der Menschen ertragen, ohne uns anstecken zu lassen, standhalten, abstreifen – dann werden die Engel auch uns stärken. Dann können wir auf andere zugehen.

Denn plötzlich geht uns auf, wie viel Liebe wir eigentlich in uns haben. Was eine Vergeudung, wenn sie nicht zu den anderen käme! Die Liebe kommt aus der Wüste.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben.  Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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