Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Erster Fastensonntag 9. März 2014

07/04/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen…“ Natürlich ist es köstlich, Obst von einem schönen Baum zu essen! Und dabei auch noch klug zu werden! Gott will ja nicht, dass wir dumm bleiben. Er hat den Verstand erschaffen! Genuss ist herrlich. Sich spüren. Aus dem Vollen schöpfen. Die Kirchenväter sagen, im Himmel werden wir Gott genießen. Und es ist köstlich, selbst zu entscheiden. Und sich mit anderen zusammentun. Deswegen tut sich Eva mit Adam zusammen. Aber nicht im Guten. Es macht einfach Spaß zu sündigen. Das ist das Problem.

Der Baum im Paradiesgarten, das prachtvolle Obst, das schöne junge Menschenpaar: Da stimmt alles – und endet trotzdem schlecht.

Die Dinge der Schöpfung sind schön und sie sind gut. Aber die Menschen verderben es. Adam und Eva geht es ja nicht nur um einen Apfel. Da ist auch die Lust am Widerstand. Das Verbotene tun, das Risiko spüren, sich behaupten, Komplizenschaft statt heilige Gemeinschaft: Hier beginnt das Verhängnis.

Mit einer Mischung aus Gier und Achtlosigkeit schauen sie nur noch auf das, was sie jetzt gerade wollen. Der Mensch schaut auf die Welt und sagt: „Und nun zu uns beiden!“ Er denkt nicht an Gott, nicht an die anderen, nicht an die Dinge und nicht an die gute Ordnung. Nur noch: Ich. Will. Das!

Das funktioniert umso mehr, als die meisten Sünden irgendwie harmlos zu sein scheinen. Mehr noch: Sie machen Spaß. Ins Bordell zu gehen, wenn man auf Fortbildung in der fremden Stadt ist und mit den Kollegen gesoffen hat, das macht Spaß. Riskant zu fahren und die Kumpels zu beeindrucken: leider geil. Es macht einfach Spaß, im Keller schlecht über andere zu reden… Das Problem ist nur: Irgendwann macht es sogar Spaß, Menschen eine Zahnbürste in die Hand zu drücken und zu sagen: „Mach das Trottoir sauber!“

Die Sünde hat Potenzial: Sie will mehr. Die eine Sünde zeugt die andere (s. Lüge). Hinzukommt unsere Fähigkeit, die Dinge schön zu reden. Zu verdrängen. Vielleicht ist es eine Art Gnade, dass wir gar nicht wissen, was die Sünde wirklich ist. Wüssten wir es, wir könnten vor Schrecken und Ekel gar nicht weiterleben (s. Pfarrer von Ars).

Gott will das nicht: Das genügt uns nicht mehr. Befehle beeindrucken keinen mehr (wir unterwerfen uns lieber fraglos der öffentlichen Meinung auf facebook). Also überlegen Sie: Was macht diese und jene Sünde mit mir, auf Dauer? Vernunft und Erfahrung helfen. Sie sagen uns: Die Sünde baut niemals etwas Gutes auf. Am Ende sind Eva und Adam nackt und das Paradies ist zerstört.

Die Erfahrung lehrt uns, mit der Zeit, zwischen Spaß und Freude zu unterscheiden. Dazu braucht es auch Disziplin (vielleicht bräuchten die Kinder nicht Disziplin für gute Noten, sondern für einen vornehmen, christlichen Charakter). Vernunft und Erfahrung lehren uns, wachsam zu sein. Wachsamkeit ist nicht gleich Misstrauen. Christen sind „nüchtern und wachsam“, aber nicht kleinlich und misstrauisch. Wachsamkeit heißt einfach: das Ganze in den Blick nehmen, nicht nur meine momentane Gier.

Nehmen Sie zu Vernunft und Erfahrung noch das Vertrauen dazu. Bei einem guten Lehrer oder bei einem guten Trainer werden wir auch nicht jede Aufgabe mögen oder gleich verstehen. Aber wir vertrauen auf seine Kompetenz. Warum können wir dann nicht darauf vertrauen, dass es gut für uns ist, was Gott verlangt?

Sie sind heute Morgen in Ihre Kirche gekommen – und hörten einen der einflussreichsten Texte der Weltgeschichte: die Geschichte von Adam und Eva. Sie sagt uns im Wesentlichen: Es gibt etwas. Es gibt etwas Schönes. Und es gibt eine Grenze. So ist die Welt: Sie existiert. Sie ist schön. Sie wird beschützt. Weil es die Freiheit gibt, gibt es auch die Grenze.

Wir haben zwei Möglichkeiten: Darüber hinweg oder haltmachen. Acht haben. Bruch mit Gott oder Nähe zu Gott. Das ist der Unterschied zwischen dem Paar im Paradies und Jesus. Adam und Eva gehen weg von Gott. Jesus ist Gott nah. Wer Gott nahe kommt, findet das Paradies wieder.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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